Liebe Corinna,

herzlichen Dank zunächst, dass Du Dir die Zeit nimmst, mir ein paar Fragen zu beantworten. Wir kennen uns jetzt ja schon ein Weilchen über Facebook, deshalb bin ich sehr neugierig, was ich über dich erfahren darf.

Durch Deinen Hauptjob bist Du ja nicht Vollzeit-Autorin. Würdest Du gern mehr schreiben und den Hauptjob irgendwann an den Nagel hängen, oder soll die Autorentätigkeit weiterhin nebenberuflich bleiben?

 Hm. Eigentlich gibt es bei mir gar keinen Haupt- und Nebenberuf, sondern zwei Hauptberufe, die mir gleichermaßen wichtig sind. Da ich selbstständig und damit frei von äußeren Zwängen bin, kann ich mit der jeweiligen Gewichtung „spielen“, wie es gerade sinnvoll ist. In manchen Monaten fordert mich mein Beruf als Unternehmensberaterin so sehr, dass keine Zeit zum Schreiben bleibt, und dann gibt es wieder Ferienmonate, in denen ich in Vollzeit schreibe. In den meisten Monaten schaffe ich allerdings eine gute Mischung aus beidem. Dieses Modell möchte ich auch weiterhin so fahren (weil ich beides liebe), bis ich „in Rente gehe“ – wann auch immer das der Fall sein wird. Ab diesem Moment werde ich mich dann nur noch den Büchern widmen.

Und magst du etwas über deinen anderen Job erzählen?

Gern. Ich arbeite als Unternehmensberaterin, Coachin und Trainerin. Mein Thema sind auch in diesem Beruf Menschen und ihre Herausforderungen. Ich coache und berate Führungskräfte und Mitarbeitende bei speziellen beruflichen (oder privaten) Aufgabenstellungen, in Sachen Stressbewältigung, Resilienz und Persönlichkeitsentwicklung. Außerdem begleite ich Organisationen hin zu einem besseren und effektiveren Miteinander, fördere den Teamgeist und die Potentialentfaltung der Einzelnen und des großen Ganzen.  Zusätzlich gebe ich Kommunikationstrainings, Führungstrainings, Achtsamkeitstrainings und noch einiges mehr. Kurz und gut: Ich bin nicht die Art Unternehmensberaterin, die mit Zahlen jongliert, sondern deren Fokus auf den Menschen liegt, die aus meiner Sicht das Herzstück jeder Organisation darstellen.

Gibt es einen zweiten Traumberuf, den Du gern ausgeübt hättest?

 Ich bin heute in der sehr luxuriösen Situation, meine beiden Traumberufe auszuüben. Dafür bin ich täglich dankbar. Allerdings räume ich ein, dass das Leben, das ich heute führen darf, nicht einfach so vom Himmel gefallen ist. Zuvor war ich 15 Jahre in meinem Büro-Berufsleben todunglücklich und habe still gelitten. Ich bin stolz darauf, dass ich den Mut aufgebracht habe, in der zweiten Hälfte meiner Vierziger noch einmal komplett von vorn zu beginnen und mein Erwerbsleben auf den Kopf zu stellen. Das teile ich hier deshalb, weil ich jede und jeden ermutigen möchte, lieber mit Disziplin, Durchhaltevermögen, Hartnäckigkeit und Zuversicht (realisierbare!) Träume zu verwirklichen, als frustriert in einer unglücklichen Profession zu verharren und Lebenszeit „abzusitzen“. Es ist mir ein Herzensanliegen – vielleicht das größte meines Lebens –, andere für das Reich ihrer Möglichkeiten zu sensibilisieren.

Was hat Dich dazu bewogen, Schriftstellerin zu werden?

 Das Schreiben war schon immer in mir. Bereits als Kind habe ich Kurzgeschichten verfasst, vor allem Detektiv-Rätselromane à la Wolfgang Ecke. Vielleicht erinnert sich noch jemand an dieses Genre, das er geprägt hat. Und die Welt der Bücher war für mich während der Kindheit und Jugendzeit der Zufluchtsort schlechthin. Mein komplettes Wertesystem habe ich mir aus Büchern gebildet. In vielerlei Hinsicht waren sie meine emotionale Rettung. Der Wunsch, Geschichten zu erzählen, begleitet mich, seit ich denken kann. Als der Corona-Lockdown kam, war mein Coaching-Terminkalender für das gesamte Jahr schlagartig leer. Einkommen null. Nach ein paar Tagen schwerer Verzweiflung habe ich beschlossen, mir von meiner Familie Geld zu leihen, um die Existenz zu sichern, und ein „Zwangs-Sabbatical“ für die Vollendung eines vor 20 Jahren begonnenen Manuskripts einzulegen. Ich geriet in einen Schreibflow. Sechs Wochen später war „Liebeszaudern in Neuseeland“ fertig. Währenddessen entstand bereits die Idee für „Hitzewallungen im Kühlschrank“, das kurze Zeit später veröffentlichungsreif war und sich völlig überraschend zum Verkaufsschlager entwickelte. Und dann ging es einfach so weiter. Inzwischen ist der elfte Roman am Entstehen. Einen Ratgeber für Frauen habe ich ebenfalls schon auf den Weg gebracht.

Du schreibst Liebesromane, von denen du ja gerade den zweiten Teil einer Serie veröffentlicht hast. Magst du den Lesern diese Serie einmal vorstellen? Und schreibst du auch in anderen Genres?

Außer meinem Ratgeber „Weibliche Wege zu Glück, Erfolg und Balance“ bin ich ausschließlich im Genre der Liebesromane unterwegs. Und richtig, aktuell wächst die „Doro spielt Amor“-Reihe. Verbindendes Element der einzelnen Bände ist vor allem die rüstige, 87-jährige Doro, die einen Hang zum Verkuppeln hat und sich in jedem Teil der Serie ein anderes Pärchen „vorknöpft“. Wie immer bei meinen Geschichten haben die Protagonistinnen (und meistens auch die Protagonisten) ihre psychologischen Päckchen zu tragen, von denen sie sich im Laufe des Romans freikämpfen, sodass sie bereit für eine neue Liebe sind. Und dabei gibt es (auch wie immer bei mir) eine Happy-End-Garantie. Ich finde, das Leben fordert uns alle genug. Deswegen schenke ich meinen Leserinnen und Lesern gern berührende Wohlfühlmomente, die Mut für die „echte“ Welt machen.  

 

Gibt es noch ein Genre, was Dich besonders reizt, in dem Du gerne mal etwas schreiben würdest?

Eigentlich nicht. Allenfalls vielleicht Romantikthriller, aber das auch nur, wenn ich dafür eine konkrete Inspiration hätte. Ich habe mir bereits als junges Mädchen, wenn ich nicht einschlafen konnte, Liebesgeschichten ausgedacht. Das ist also etwas, was ganz tief in mir wohnt und zu meiner Persönlichkeit zu gehören scheint.

 

Wie bereitest Du Dich auf ein neues Buch vor?

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, weil es bei jeder Geschichte ein wenig anders ist. In aller Regel feile ich erst einmal am Grobkonzept. Welche Ideen will ich verfolgen? Was ist das Leitmotiv des Buchs? Wie könnte die Handlung aussehen? Wie soll die Geschichte enden? Welche Hintergründe könnten wichtig sein. Und dann geht’s los …

 

Wie recherchierst du zu deinen Büchern?

Ich habe ja bereits das stolze Alter von 57 Jahren erreicht 😉. Da hat sich einiges an Lebenserfahrung aufgetürmt, aus der ich schöpfen kann. Außerdem nutze ich beim Recherchieren exzessiv das Internet. Google ist meine Freundin. Ich plane Routen mit Maps, schaue mir Wegpunkte mit StreetView an, scanne die Umgebung mit Earth. Darüber hinaus lese ich Reiseblogs, schaue Youtube-Videos und besuche Wikipedia. Teilweise besorge ich mir auch Fachliteratur zur vertiefenden Recherche, vor allem bei den psychologischen Themen. Und auch hier gibt es reichlich Futter auf qualitativ hochwertigen Internet-Seiten.

 

Betreibst Du auch Recherche in Fachliteratur und Internet?

Siehe oben

 

Woher nimmst Du die Inspiration für Deine Bücher?

Tja, wenn ich das selbst so genau wüsste 😉. Manchmal lese ich in einem anderen Buch einen einzelnen Satz und aus diesem Satz entsteht in meinen Gedanken sofort eine ganz neue Geschichte. Manchmal ist es ein Song, ein Interview, ein Coaching, ein Film und manchmal kommt eine Idee aus dem Nichts – bevorzugt unter der Dusche oder beim Spazierengehen.

 

Wie lange benötigst Du für ein Buch?

Ui, das schwankt ordentlich. Manchmal flutscht es fast von allein, manchmal erkämpfe ich mir den nächsten Satz oder die nächste Szene. Mein tägliches Schreibpensum liegt in Vollzeit bei 20 bis 40 Buchseiten. Das bedeutet rund 15 Arbeitstage für das reine Schreiben. Hinzu kommen die Recherchezeiten und der beträchtliche Aufwand für Korrektorat und Lektorat. Ich bin bei meinen Büchern Perfektionistin und tue alles, um auch noch den letzten Fehler auszumerzen (auch wenn es völlig unrealistisch ist, dass das jemals gelingen könnte). Wenn ich das alles zusammenrechne, würde ich für ein 350-Seiten-Buch mit einer reinen Arbeitszeit von 300 bis 400 Stunden rechnen. Dazu kommen dann noch die Zeiten rund um das Marketing – Veröffentlichungsvorbereitung, Abstimmung mit dem Cover-Designer, Social-Media-Kampagnen, Website-Aufbereitung und so weiter.

Unterm Strich könnte ich es als Vollzeit-Autorin schaffen, pro Jahr drei bis vier Bücher zu veröffentlichen. In meiner beruflichen Konstellation versuche ich, zwei bis drei Bücher hinzubekommen. Das funktioniert allerdings nur über eine extreme wöchentliche Gesamtarbeitszeit.

 

Schreibst Du „aus dem Bauch heraus“, oder plottest Du vorher?

Meistens schreibe ich sehr organisch, also aus dem Bauch heraus, aber ich habe auch schon ausgiebiger geplottet. Das hängt vom Buch und dessen Herausforderungen an mich ab. Allerdings vermeide ich ein allzu ausführliches Plotten, weil meine Figuren im Laufe der Zeit ein immer ausgeprägteres Eigenleben entwickeln. Ich hatte beispielsweise schon eine Situation, in der ich wollte, dass sich ein Protagonist in einer Szene zum oberflächlichen Hallodri entwickelt. Dann nahm der Dialog seinen Lauf und am Ende hat er sich als rücksichtsvoll, ernsthaft und tiefgründig erwiesen. Das sind die Momente, in denen ich mir verwundert die Augen reibe und mich frage: „Wie konnte das passieren?“

Um mir und vor allem meinen Figuren diese Freiheit zu erlauben, schreibe ich gern drauflos – so, als wäre ich gerade im echten Leben unterwegs, in dem sich Dinge ohne mein Zutun entwickeln. Genau das liebe ich am Schreiben. Es ist überraschend, faszinierend und macht diese Arbeit so unglaublich spannend.

 

Du bist ja Selfpublisherin. Wärst Du gern auch Verlagsautorin? Wo siehst Du die Vorteile der beiden Veröffentlichungswege?

Ganz klar: Als Verlagsautorin hätte ich die realistische Chance, in die Buchhandlungen zu kommen. Und welches Autorinnen-Ego würde das nicht streicheln? Von daher kommt von mir zu dieser Möglichkeit kein Nein, dafür ein dickes Aber: Ich würde nur einen Verlagsvertrag unterschreiben, wenn ich das mit einem gutem Gefühl tun könnte. Die Verträge, die mir bislang vorgelegt wurden, hätte ich nie und nimmer unterzeichnet, weil ich damit viel zu viele Rechte unwiederbringlich abgegeben hätte.

Als Selfpublisherin behalte ich alle Rechte an meinen Texten. Ich entscheide über Titel und Cover, über Neuauflagen oder Veröffentlichungswege. Ich kann alle Experimente machen, die ich machen will, unterliege keinem Verlagslektorat, das meine Geschichten glättet oder Mainstream-tauglich macht. Ich kann schreiben, was ich will und wie ich es will. Dadurch finde ich genau die Leserinnen und Leser, die ich finden möchte. Ich kann Botschaften, die mir am Herzen liegen, in die Welt schicken ohne Rücksicht auf Vermarktungspotentiale und Verkaufszahlen. Natürlich möchte ich mit diesem Beruf Geld verdienen, aber eben nicht um jeden Preis. Ich darf so authentisch bleiben, wie es mir wichtig ist.

Wenn mir ein Verlag all das bieten könnte, dann gern. Aber solange ich diese Möglichkeit nicht geboten bekomme, bleibe ich mit Leib und Seele Selfpublisherin.

 

Hast Du Tipps für Newcomer, die gern ein Buch veröffentlichen wollen?

Klingt hart, ist aber gut gemeint: Mach es richtig oder gar nicht!

Mein Coaching-Ausbildungstrainer hat immer gesagt: „Voller Einsatz bringt Erfolg, halber Einsatz bringt keinen Erfolg.“ Also nicht etwa halben Erfolg … Für den Buchmarkt gilt das in besonderem Maße. Jährlich erscheinen in Deutschland über 70.000 Bücher. Wer da Sichtbarkeit erzielen will, muss vieles richtig machen. Natürlich beginnt das mit einer gut erzählten Geschichte, einem flüssigen Schreibstil, einer logischen Handlung, aber damit ist es noch lange nicht getan. Der Titel muss die Leser erreichen, das Cover muss dazu passen und professionell gestaltet sein. Bitte keine selbstgebastelten Cover! Die Arbeit der Designer ist ihr Geld in aller Regel wert. Es braucht Marketing: Social Media, bezahlte Werbung bei Amazon und Co, Newsletter, Website etc., zudem natürlich ein ausgiebiges Lektorat und Korrektorat. Wenn man das selbst hinbekommt, super. Aber bitte nur, wenn man in der Lage ist, sehr selbstkritisch mit den eigenen Texten umzugehen und die Perspektive Richtung Leser*innen-Sicht zu wechseln.

Außerdem sollte man sich im Vorfeld zu hundert Prozent in den Buchmarkt einarbeiten und Grundsatzentscheidungen treffen wie „Will ich im Selfpublishing arbeiten oder suche ich mir einen Literaturagenten oder eine -agentin, der oder die mich an Verlage vermittelt?“, „Wähle ich im Fall des Selfpublishings die Amazon-Exklusivität oder bediene ich auch die Tolino-Welt?“, „Veröffentliche ich auf den Plattformen direkt oder suche ich mir einen Distributor?“

Wer sich nicht mit diesen Themen auseinandersetzt, wird gegen die teilweise sehr professionell aufgestellten Autorinnen und Autoren keine Chance haben. Und selbst mit einem Höchstmaß an Professionalität braucht es Disziplin und Durchhaltevermögen, wenn man vom Schreiben leben will.

 

Jetzt habe ich noch ein paar persönlichere Fragen, damit die Leser Dich als Person noch ein bisschen näher kennenlernen können:

Wie, wo und wann schreibst Du am liebsten?

Kurze Antwort: überall 😊. Aber am allerliebsten tatsächlich an meinem Schreibtisch im Dachgeschoss unseres Hauses mit Blick auf die Schwäbische Alb.

Was ist Dir beim Schreiben als Arbeitsumgebung wichtig?

Ruhe und Störungsfreiheit sind am wichtigsten. Wenn ich im Flow bin, tut jede Unterbrechung weh. Außerdem schreibe ich am besten, wenn ich meinen Platz mit zwei Monitoren habe, um gleichzeitig auf einem Bildschirm den Text zu sehen und auf dem anderen zum Beispiel Stimmungen der Handlungsumgebung aufzunehmen oder Recherche-Ergebnisse vor Augen zu haben.

 

Welches Genre liest Du selber am liebsten? Hast Du Autorenvorbilder oder Autoren, die Du besonders gern liest?

Ich lese sehr gern selbst Liebesromane, außerdem Krimis oder Geschichten aus dem Humor-Genre. Von Vorbildern spreche ich nur ungern, weil mir beim Schreiben Authentizität so wichtig ist. Ich möchte einfach ich selbst sein können. Wenn ich jemandem nacheifern wollte, sähe ich das Risiko des Plagiierens. Aber natürlich gibt es Autorinnen und Autoren, die ich besonders gern lese, zum Beispiel – einfach mal querbeet wie sie mir einfallen – Dan Brown, Friedrich Kalpenstein, Franziska Erhard, Anna Johannsen oder Catherine Ryan Hyde.


Wenn Du an einem neuen Projekt arbeitest: liest Du dann privat eher in einem anderen Genre?

Nein, ich kann auch, während ich schreibe, Liebesromane lesen. Das nimmt keinen Einfluss auf meine eigene Arbeit. Ich denke, dass ich ohnehin einen ziemlich speziellen Schreibstil habe, der polarisiert – manche lieben ihn, andere fangen gar nichts damit an. Deswegen sehe ich mich nicht in Gefahr, vom „Fremdlesen“ aus dem Konzept gebracht oder zum Abschreiben verleitet zu werden.

 

Und: Was sind Deine Freizeitaktivitäten, wenn Du nicht schreibst?

Puh, ganz ehrlich? Ich arbeite 60 bis 70 Stunden pro Woche, was bedeutet, dass Arbeit und Freizeit bei mir nahtlos ineinandergreifen. Viel Platz für Drumherum bleibt da nicht. Die verbliebene Zeit verbringe ich mit Lesen, Spazierengehen, Fitness, Nordic Walking und ab und zu Nintendo-Spielen (die quietschbunte Mario-Welt liebe ich einfach).

 

Das waren jetzt eine Menge Fragen. Aber vielleicht habe ich ja eine oder mehrere für Dich wichtige Fragen gar nicht gestellt? Gibt es etwas, das Du den Lesern gern noch mitgeben oder erzählen möchtest?

Als Coachin habe ich natürlich selbst schon mit unzähligen Coaching-Methoden gearbeitet, unter anderem auch mit der Frage: Was ist meine Lebensmission? Ich konnte sie finden und seitdem begleitet sie mich bei allem, was ich tue – vor allem auch beim Schreiben. Sie lautet: „Menschen bewegen“. Darin liegt für mich eine starke Doppeldeutigkeit: Ich möchte Menschen bewegen im Sinne von „berühren“ und sie gleichzeitig durch entsprechende Impulse in Bewegung versetzen.

Das ist mir so unfassbar wichtig, dass ich hier gern noch einen Appell an die Leserinnen und Leser lancieren möchte: Bitte lasst euch nicht ausbremsen von den diversen „Quatschis“ in Eurem Kopf!  Den lieben langen Tag erzählen sie, dass Ihr für was auch immer zu alt seid, nicht gut genug seid, es ja nicht anders geht, ihr sowieso nichts verändern könnt … Wie wäre es, wenn Ihr Euch stattdessen Eure Potentiale anschaut, sie ausbaut, Eure Träume erforscht und dann alles Mögliche unternehmt, um sie zu leben?

Bei mir hat es geklappt und wenn Euch das inspirieren sollte, ehrt mich das sehr. Ich wünsche Euch von ganzem Herzen ein gutes Gelingen!

 

Ich bedanke mich herzlich für dieses Interview und wünsche Dir alles Gute. Und in dieser sehr seltsamen Zeit vor allem auch: Bleib gesund!

Vielen Dank, liebe Claudia. Es war mir ein großes Vergnügen, mit Dir zu sprechen. Tausend Dank für Dein Interesse und Dein geduldiges Zuhören. Auch für Dich alles Liebe!

 

Hier geht’s zur Homepage der Autorin, wo noch viel Wissenswertes und eine Übersicht über die bereits erschienenen Bücher zu finden sind.

Meine bisher rezensierten Bücher der Autorin finden sich hier.

 

Liebe Caroline,

herzlichen Dank zunächst, dass Du Dir die Zeit nimmst, mir ein paar Fragen zu beantworten. Wir haben uns ja erst vor kurzer Zeit auf Facebook kennengelernt, deshalb bin ich sehr neugierig, was ich über die erfahren darf. Magst du erstmal ein bisschen was über dich erzählen? Wie alt bist du, woher kommst du und was gibt es noch Interessantes über dich zu erfahren?

Zunächst danke ich Dir, dass ich etwas über mich erzählen darf. Also, ich bin 48 Jahre alt und lebe mit meinem kleinen Sohn und zwei Hunden in einer kleinen Stadt in Nordrhein-Westfalen. Ehrlich gesagt gibt es gar nicht viel über mich zu berichten. Ich habe eine tolle Familie, wunderbare Freunde und ich liebe mein Zuhause. Ich bin extrem Hundeaffin und gehe darin auf, Geschichten zu erfinden.

 

Bist du Vollzeit-Autorin oder hast du noch einen „Hauptjob? Und wenn ja, würdest Du gern mehr schreiben und den Hauptjob irgendwann an den Nagel hängen, oder soll die Autorentätigkeit weiterhin nebenberuflich bleiben?

Natürlich wäre es toll, irgendwann vom Schreiben leben zu können, aber bislang ist es nur ein Hobby von mir. Durch meinen Beruf, mein Kind und die Hunde bin ich, was das Schreiben betrifft, ziemlich eingebunden, aber ich bin froh und dankbar darüber, einem tollen „Hauptjob“ nachgehen zu dürfen. 

Gibt es einen zweiten Traumberuf, den Du gern ausgeübt hättest?

Ich wäre gern Architektin oder Zahnärztin geworden ?

 

Was hat Dich dazu bewogen, Schriftstellerin zu werden?

Das waren tatsächlich meine Hunde. Vor etlichen Jahren hatte ich eine große „Hundefamilie“ und die Vierbeiner haben allerlei Blödsinn angestellt, sodass ich die Anekdoten irgendwann aufgeschrieben habe und daraus ein Buch entstanden ist. Und dann ging es irgendwie weiter. Erst war es ein Kinderbuch, dann kam Lotte und nach und nach entwickelte sich aus einer fixen Idee meine Leidenschaft für das Schreiben.

Du schreibst ja Romane in verschiedenen Genres, in welchem schreibst du am liebsten?

Die Frage kann ich nicht konkret beantworten, da ich mich in jedem Genre wohl fühle. Ich mag Liebe und Humor, aber ich gehe genauso darin auf, etwas Dramatisches zu schreiben. Ich liebe Kinderbücher und im krassen Gegensatz dazu habe ich auch schon eine erotische Kurzgeschichte veröffentlicht.

 

Gibt es noch ein Genre, was Dich besonders reizt, in dem Du gerne mal etwas schreiben würdest?

Oh ja, ein Krimi fehlt mir noch. Begonnen habe ich ihn bereits, aber irgendwie sind mir ständig andere Geschichten dazwischengekommen ?

 

Wenn ja, warum?

Weil ein Krimi Spannung und Genialität miteinander vereinen muss. Eine Geschichte sollte zwar in jedem Roman „rund“ sein, aber genau das bei einem Krimi hinzubekommen, ist das i-Tüpfelchen. Falsche Fährten legen, viele Verdächtige und am Ende das große „Ahhh, das hätte ich nicht vermutet“. Das alles zusammen reizt mich sehr.

 

Ich habe die Bücher über die Hündin Lotte mit Begeisterung gelesen. Wie bist du auf die Idee gekommen, aus der Sicht eines Hundes zu schreiben? Und wird es Fortsetzungen geben?

In meiner „Hundeliebe“ habe ich die Geschichte von unseren Hunden bereits aus meiner Sicht, aber auch aus der Sicht von meiner Hündin Line geschildert. Irgendwann kam mir spontan der Titel „Ein Hoch auf Lotte und die Liebe“ in den Sinn und so ist Lotte entstanden. Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht, die Geschichte der kleinen naiven Hündin, die ein riesengroßes Herz besitzt aufzuschreiben. In erster Linie ist es ja ein Liebesroman, denn Lotte ist eine sagenhafte Verkupplerin. ? Es soll auf jeden Fall noch ein dritter Teil veröffentlicht werden. Übrigens habe ich damit auch bereits begonnen und wenn alles gut läuft, wird er im nächsten Jahr erscheinen.

 

Wie bereitest Du Dich auf ein neues Buch vor?

Als erstes entsteht die Geschichte in meinem Kopf. Dann muss ein Titel her, denn ohne den kann ich nicht anfangen ? und dann geht’s los.

 

Wie recherchierst du zu deinen Büchern?

Natürlich würde ich gern zu den Orten reisen, an denen meine Geschichten spielen, aber mit einem relativ kleinen Kind ist das kaum machbar. Umso dankbarer bin ich, dass es das Internet gibt und man dort fast alles in Erfahrung bringen kann.

 

Betreibst Du auch Recherche in Fachliteratur und Internet?

Ja, selbstverständlich. Ohne das wäre es undenkbar.

 

Woher nimmst Du die Inspiration für Deine Bücher?

In jedem Buch steckt ja auch immer ein wenig des Autors; zumindest bei mir. Die Geschichten sind einfach irgendwann in meinem Kopf. Manche sind nur kurze Ideen, aber andere beißen sich fest. Bei einigen Büchern musste ich viel überlegen, dass sie nachher „rund“ sind, andere hatte ich komplett vor Augen. Meine Nachbarn halten mich bestimmt schon für verrückt, denn es gibt Tage, da könnte ich stundenlang im Garten sitzen und ins Leere schauen. Aber ich genieße diese Tagträumereien, wenn sich in meinem Kopf eine winzige Idee zu einem Roman entwickelt.

 

Wie lange benötigst Du für ein Buch?

Das ist ganz unterschiedlich. Zwischen 4 Monaten und fünf Jahren ? In der Regel versuche ich allerdings ein Buch pro Jahr zu veröffentlichen.

 

Schreibst Du „aus dem Bauch heraus“, oder plottest Du vorher?

Ich habe noch nie geplottet und sollte dies unbedingt ändern, da ich alles im Kopf habe. Stichpunkte oder ein Plot wären sicherlich sinnvoll, aber bislang bin ich mit dem „aus dem Bauch heraus“ sehr gut zurechtgekommen.

 

Bist du sowohl Verlagsautorin als auch Selfpublisherin, oder verlegst du ausschließlich im Selfpublishing? Wärst Du gern sowohl Verlagsautorin als auch Selfpublisherin? Wo siehst Du die Vorteile der beiden Veröffentlichungswege?

Die erste Ausgabe der Hundeliebe wurde durch den Weltbild-Verlag veröffentlicht. Inzwischen habe ich das Buch, wie alle anderen auch, im Selfpublishing veröffentlicht. Natürlich wäre ein Verlag toll und es ist bestimmt ein wunderbares Gefühl, seine eigenen Werke in der Buchhandlung zu sehen, aber ich bin sehr zufrieden. Klar, mehr Arbeit macht das Selfpublishing, zumindest wenn man seine eigenen Vorstellungen von einer guten Veröffentlichung hat. Man braucht ein gutes Lektorat, eine gute Coverdesignerin/Designer, einen ordentlichen Buchsatz etc. und all das kostet erst einmal eine Menge Geld, aber für mich sind das grundlegende Dinge, um ein Buch auf den Markt zu bringen.

 

Hast Du Tipps für Newcomer, die gern ein Buch veröffentlichen wollen?

Niemals aufgeben und den Traum wahr werden lassen. Wie ich eben schon gesagt habe: Ein Manuskript, ein gutes Lektorat, Cover etc. und los geht’s….  ?

 

Jetzt habe ich noch ein paar persönlichere Fragen, damit die Leser Dich als Person noch ein bisschen näher kennenlernen können:

Wie, wo und wann schreibst Du am liebsten?

Ich kann spät abends schreiben, aber auch in den frühen Morgenstunden, da ich ein Frühaufsteher bin. Am liebsten schreibe ich in meiner Küche, die allerdings eine Wohnküche ist und mein Wohlfühlort. Aber an warmen Tagen nehme ich meinen Laptop auch mit in den Garten.

 

Was ist Dir beim Schreiben als Arbeitsumgebung wichtig?

Ich liebe es, wenn es gemütlich ist. Am liebsten mit einer Kerze und viel Kaffee. Ansonsten brauche ich nicht viel, außer natürlich Ruhe ?

 

Welches Genre liest Du selber am liebsten? Hast Du Autorenvorbilder oder Autoren, die Du besonders gern liest?

Ich lese tatsächlich alles Querbeet.

 

Wenn Du an einem neuen Projekt arbeitest: liest Du dann privat eher in einem anderen Genre?

Wenn ich an einem neuen Projekt arbeite, lese ich überhaupt nicht. Dann bin ich zu sehr mit recherchieren oder dem Schreiben beschäftigt.

 

Und: Was sind Deine Freizeitaktivitäten, wenn Du nicht schreibst?

Mit Kind und zwei Junghunden bin ich natürlich viel draußen. Außerdem habe ich einen sehr großen Garten, in dem ich mich auslassen kann und ich genieße es. Mein Zuhause ist mein Wohlfühlort.

 

Das waren jetzt eine Menge Fragen. Aber vielleicht habe ich ja eine oder mehrere für Dich wichtige Fragen gar nicht gestellt? Gibt es etwas, das Du den Lesern gern noch mitgeben oder erzählen möchtest?

Für mich ist es immer wichtig, meine Leser mit einer guten Geschichte aus dem Alltag zu entführen. In einer anderen Welt abzutauchen ist etwas Tolles und wenn ich das schaffe, dann ist es das Größte für mich. Natürlich trifft man nicht immer jeden Geschmack und ein paar meiner Bücher, wie zum Beispiel „Lotte“ sind schon sehr speziell. Ein Humor der etwas anderen Art.

Ohne euch Leser würde es uns Autoren gar nicht geben und ich freue mich über jedes gelesene Buch. Besonders glücklich machen mich die Feedbacks, denn so einige haben mir bereits Emails geschrieben und sich persönlich bei mir bedankt. Es sind immer wieder tolle Momente.

 

Ich bedanke mich herzlich für dieses Interview und wünsche Dir alles Gute.

Ich danke, dass ich dabei sein und etwas über mich erzählen durfte. Für Dich auch alles Gute und vor allem: Bleib gesund!

 

 

 

 

 

 

Liebe Bettina,

herzlichen Dank zunächst, dass Du Dir die Zeit nimmst, mir ein paar Fragen zu beantworten. Wir haben uns ja erst vor kurzer Zeit auf Facebook kennengelernt, deshalb bin ich sehr neugierig, was ich über die erfahren darf.

 

Durch Deinen Hauptjob bist Du ja nicht Vollzeit-Autorin. Würdest Du gern mehr schreiben und den Hauptjob irgendwann an den Nagel hängen, oder soll die Autorentätigkeit weiterhin nebenberuflich bleiben?

Also meinen Hauptjob liebe ich sehr. Ich leite ja ein Jugendtreff, das ich mitgegründet habe, und natürlich hängt mein Herz sehr daran. Vor allem hängt es an den Jugendlichen. Eine herausfordernde, aber erfüllende Arbeit.

Andererseits bin ich ohnehin eine Nachteule und schreibe demzufolge lieber nachts, das kann ich auch weiterhin tun. Allerdings merke ich mit dem Älterwerden, dass es zunehmend schwieriger wird, wenn man wochenlang die halbe Nacht wach ist. Allmählich gibt es eine gewisse Ähnlichkeit zu meinen historischen Figuren … ?

 

Gibt es einen zweiten Traumberuf, den Du gern ausgeübt hättest?

Eigentlich nicht, denn ich bin genau da, wo ich sein möchte. Ich wollte immer im Sozialbereich arbeiten und natürlich auch Schreiben. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt …

 

Was hat Dich dazu bewogen, Schriftstellerin zu werden?

Wie viele andere auch, habe ich schon in der Grundschule davon geträumt. Bereits damals erfand ich Geschichten, die ich meinen Klassenkameraden erzählte oder ich schrieb kleine Gedichte, die in örtlichen Zeitungen abgedruckt wurden.

Meine wichtigste Bezugsperson war jedoch meine Oma, die mich sehr geprägt hat. Mit ihr teilte ich die Leidenschaft zum Schreiben. Bis zu ihrem Tod vor drei Jahren hat sie mich begleitet und ich vermisse diesen Austausch sehr.

 

Du schreibst ja Liebesromane, von denen schon bald der vierte Teil einer Serie veröffentlicht wird. Magst du den Lesern diese Serie einmal vorstellen? Und schreibst du auch in anderen Genres?

In den Anfangsjahren habe ich ausschließlich historische Romane geschrieben. Das hat mir viel Spaß gemacht, da ich schon als Kind für vergangene Epochen schwärmte. Allerdings habe ich immer den Anspruch gehabt, so viel Realität wie möglich mit einer fiktiven Geschichte zu verweben, was erhebliche Recherchearbeit voraussetzt und die Themen sind natürlich tiefgründiger, da auch die Zeit eine völlig andere war. Irgendwann wuchs der Wunsch in mir, einmal etwas völlig anderes zu schreiben. So wie ein Schauspieler vielleicht auch mal gerne in eine andere Rolle schlüpft. Meine Oma hat mich sehr darin bestärkt und nach einer Satire, die für mich eine Art „Suche nach dem Richtigen, ein Selbstfindungsprozess, ein: Wohin will ich in Sachen schreiben?“ war, habe ich „Ein fast perfekter Sommer in St. Agnes“ geschrieben und merkte sofort, dass ich angekommen bin.

In meiner Reihe geht es natürlich um die Liebe. Annie (Teil 1), Emma (Teil 2) & Amanda (Teil 3 & 4) erleben sie auf ihre eigene Weise bzw. ist jede Bindung zu St. Agnes eine andere, wodurch ich auch hoffe, dass meine Leser St. Agnes bzw. die Scilly Islands immer wieder anders erleben. Auch ich habe bei jedem Buch dieser Reihe neue wunderbare Orte entdeckt. Wobei nicht nur St. Agnes als Kulisse dient, sondern ich nehme meine Leser auch an andere Orte mit und sie lernen die manchmal etwas verrückte, skurrile, aber ungemein liebenswerte Dorfgemeinschaft kennen. Und ich habe Kontakt zu Menschen aufgenommen, die in St. Agnes leben, wodurch ich tolle Einblicke – gerade beim Winter-Teil – bekam.

Eine Reihe hat natürlich seine Herausforderungen, weshalb es mir wichtig war, dass man nicht alle vier Bücher in die gleiche Schublade stecken kann. Nach dem Motto: Hast du eines gelesen, hast du alle gelesen. Ich hoffe, dass mir das gelungen ist. Ebenso, dass ich als Autorin bei dieser Reihe verschiedene Facetten von mir zeigen konnte.

 

Gibt es noch ein Genre, was Dich besonders reizt, in dem Du gerne mal etwas schreiben würdest?

Ein Thriller hätte mich gereizt, wobei ich vor einigen Jahren angefangen habe einen zu schreiben (das war zur gleichen Zeit wie vorhin erwähnt, als ich eine andere Richtung für mich suchte). Wenn aber der Autor bei der Hälfte nicht mehr weiß, wer der Mörder sein soll und sich zu sehr verzettelt, dann sollte man es lieber lassen ?. Das wäre zu konstruiert geworden, weshalb ich dieses Genre gerne weiterhin lese, aber lieber die Finger davon lasse.

 

Wie bereitest Du Dich auf ein neues Buch vor?

Meistens habe ich schon eine grobe Geschichte im Kopf. So war es auch bei St. Agnes. Dann brauche ich zuerst die Kulisse, um mich „einzuleben“. Ich lese alles, was mir in die Hände fällt und schaue mir Bilder, Videos usw. an.

Bei der Kulisse hilft mir oft der Zufall, das war auch bei dieser Reihe so. Ich las „St. Agnes“ und wusste, das ist es, bevor ich Ahnung hatte, wo dieser Ort genau liegt bzw. wie es dort aussieht. Doch ich fühlte mich bestätigt, als ich mich näher mit diesem Küstendörfchen befasste.

Nach der Kulisse ist dann vor dem Cover. Selbst wenn ich eine Woche daran herumbastle und gerne mit dem Schreiben loslegen würde, das muss sein. Erst wenn ich damit zufrieden bin, geht es los. Viele haben ja gewisse Rituale, das ist vermutlich meins ?.

 

Wie recherchierst du zu deinen Büchern?

Bei den historischen Büchern lese ich mich in entsprechende Quellen ein (die sich natürlich nicht immer decken) oder habe mitunter Institutionen kontaktiert (Nationalgalerien usw.). Allerdings mischt sich alles mit Fiktion. Ich erzähle letztlich eine Geschichte, keine geschichtliche Abhandlung. Aber es ging mir gerade bei den historischen Romanen oft so, dass sich ein Rädchen ins andere fügte. Das sind dann ganz besondere Momente gewesen.

St. Agnes bot mir eine andere, neue Möglichkeit zur Recherche. Ich habe wie erwähnt kurzerhand Kontakt zu verschiedenen Menschen aufgenommen, die in dem Küstendörfchen leben. Das ist bei historischen Romanen natürlich unmöglich ?.

 

Woher nimmst Du die Inspiration für Deine Bücher?

Mal sind es Orte, mal Menschen oder Begebenheiten, die mich inspirieren. Bei meiner Frankreichreihe genügte es, dass ich während der Recherche zu einem anderen Buch ein falsches Jahrhundert wählte und vor mir tat sich das Gemälde einer Frau auf, die mich sofort in ihren Bann zog. Henriette de Bourbon-Conti war einer mir sehr nahen Person total aus dem Gesicht geschnitten. Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut (im positiven Sinn), wenn ich an diesen Moment denke.

 

Wie lange benötigst Du für ein Buch?

Ehrlich gesagt brauche ich mehr Zeit zum Überarbeiten als zum Schreiben. Leider kommen mir die besten Ideen oft nach dem Schreibprozess (ich schreibe aus dem Bauch heraus) und da heißt es noch einmal alles auf Anfang und die Geschichte muss dann natürlich angepasst werden. Das hat schon mal bedeutet, dass ich ein komplettes Buch von Anfang bis Ende beinahe zur Gänze umgeschrieben habe. Es ist zeitaufwändig und sehr anstrengend, aber bevor ich nicht selbst zufrieden bin, mag ich es nicht aus der Hand geben.

 

Du bist sowohl Verlagsautorin als auch Selfpublisherin. Wärst Du gern ausschließlich Verlagsautorin oder Selfpublisherin? Wo siehst Du die Vorteile der beiden Veröffentlichungswege? Und hast du eine Literaturagentur?

Ich habe bewusst den Weg als Selfpublisherin gewählt, weil mir das eine gewisse Freiheit schenkt. Viele Entscheidungen kann ich selbst treffen, vom Cover bis zum Inhalt. Wobei ich schon zugeben muss, dass ich ziemliche Angst vor der eigenen Courage hatte. Bis heute habe ich den Schritt jedoch nie bereut, allerdings werde ich auch meinen zweiten Weg als Verlagsautorin weitergehen. Ein Verlag hat natürlich ebenso viele Vorteile. Dass ich die Möglichkeit habe, beides tun zu dürfen, empfinde ich als großes Privileg.

Und ja, mein historischer Roman „Erben der Schuld“ wird von der Literarischen Agentur Kossack vertreten.

 

Hast Du Tipps für Newcomer, die gern ein Buch veröffentlichen wollen?

Mein erster Tipp ist immer derselbe:  Es gibt einiges, das man beachten sollte. Sehr empfehlenswert ist die Website „Fairlag“ www.aktionsbuendnis-faire-verlage.com

Mein zweiter Tipp ist: Realistisch sein, denn es können nur wenige Autoren wirklich vom Schreiben leben, und drittens: Nicht sofort aufgeben, wenn Verlage/Agenturen absagen. Aufpassen bei Druckkostenzuschussverlagen. Mein erster Weg führte mich damals auch geradewegs zu einem. Natürlich klingt es verlockend, wenn ein Verlag nach zwei Tagen schreibt: „Wir finden Ihr Manuskript super und würden es gerne verlegen“, doch das ist nicht die Realität (oftmals muss man bis zu drei Monate oder länger warten). Ebenso nicht, dass der Autor bezahlt. Das Geld fließt immer vom Verlag zum Autor, nicht umgekehrt.

In meinem Fall habe ich sofort Abstand davon genommen, obwohl ich damals nur wenig Ahnung hatte. Doch als ich hörte, dass es kein Lektorat geben würde, war bereits das für mich ein Grund, nicht darauf einzugehen. Manchmal sind Selbstzweifel gute Berater, denn ich hatte nicht das Gefühl, schon so weit zu sein, um ein Buch veröffentlichen zu können.

Also habe ich danach besagtes Manuskript bei einer seriösen Lektorin zum Prüfen der ersten 50 Seiten eingereicht. Als das MS zurückkam, gab es kaum einen Satz ohne Anmerkung. Ich erinnere mich gut daran, wie ich am Küchentisch saß und mir dachte: „Vergiss es, das schaffst du nie.“

Aber die Lektorin schrieb, dass sie an das Potential der Geschichte glauben würde und gab mir wirklich hilfreiche Tipps. Außerdem klebte ein Post-it auf dem MS: „Kämpfe für dein Baby.“ Das tat ich dann und ein Jahr später erschien mein Debütroman „Erben der Schuld“. Bis heute ziert das Post-it übrigens meinen PC.

 

Jetzt habe ich noch ein paar persönlichere Fragen, damit die Leser Dich als Person noch ein bisschen näher kennenlernen können:

Wie, wo und wann schreibst Du am liebsten?

Mit einer Tasse Kaffee neben mir, an meinem Schreibtisch im Wintergarten und nachts (am liebsten bei Regen oder fernem Donnergrollen. Sehr fernem Donnergrollen … ?)

 

Was ist Dir beim Schreiben als Arbeitsumgebung wichtig?

Totale Ruhe, und dass meine Kaffeemaschine einwandfrei funktioniert … ?

 

Welches Genre liest Du selber am liebsten? Hast Du Autorenvorbilder oder Autoren, die Du besonders gern liest?

Ich lese am liebsten Thriller. Autorenvorbilder habe ich keine und Lieblingsautoren ebenfalls nicht, weil es so viele tolle Autorinnen und Autoren gibt.

 

Wenn Du an einem neuen Projekt arbeitest: liest Du dann privat eher in einem anderen Genre?

Wenn ich schreibe, lese ich überhaupt kein Buch. Erst wenn ich schreibfrei habe, was in den letzten Jahren selten vorkam. Aber wenn, dann lese ich mit wenigen Ausnahmen in einem anderen Genre.

 

Und: Was sind Deine Freizeitaktivitäten, wenn Du nicht schreibst?

Ich fotografiere sehr gerne, manchmal male ich und ich liebe meinen winzigen Garten. Nach einem Buch räume ich auch gerne unser Zuhause um (mein Mann sagt immer, dass er froh ist, dass wenigstens die Türen am selben Platz bleiben), ich streife sehr gerne durch die Natur, mag Radfahren und Langlauf. Allerdings bin ich absolut keine Sportskanone ?.

 

Ich bedanke mich herzlich für dieses Interview und wünsche Dir alles Gute. Und in dieser sehr seltsamen Zeit vor allem auch: Bleib gesund!

Das wünsche ich dir ebenso von Herzen und vielen lieben Dank, dass ich in „Missis Leseecke“ Platz nehmen und so nett mit dir plaudern durfte. 

 

Morgen erscheint hier die Rezension zu „Ein fast perfekter Winter in St. Agnes“!

 

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Liebe Tanja,

herzlichen Dank zunächst, dass Du Dir die Zeit nimmst, mir ein paar Fragen zu beantworten. Da ich ja bereits seit ein paar Jahren Deine Bücher lektoriere, bin ich besonders gespannt auf Deine Antworten

Du hast ja ursprünglich Maler und Lackierer gelernt und auch in dem Beruf gearbeitet. Wann hast Du die erste Geschichte geschrieben und was hat den Ausschlag gegeben, irgendwann vom Schreiben leben zu wollen?
Meine ersten kleinen Geschichten (wovon ich vor ein paar Wochen beim Aufräumen eine entdeckt habe) habe ich schon in der Realschule geschrieben (hoffentlich kommen die nie an die Öffentlichkeit). Mein Debüt, „Poison – Liebe neben dem Fadenkreuz“ ist 2014 entstanden. Von davon leben wollen, kann keine Rede sein. Ich habe 2015 nicht damit gerechnet, dass ich davon leben kann. Das hat sich wirklich ergeben und ich bin sehr sehr froh, dass es aktuell so ist. Für mich als Alleinerziehende ist es ein fast perfekter Job, da ich mir eigentlich meine Zeiten super einteilen kann (ich erwähne mal nicht, dass es nie klappt und immer Chaos gibt). Eines muss ich noch erwähnen: es gibt einen Mann im Leben der Autorin Tanja Hagen, ohne den nicht nur kein Buch entstanden wäre. Ohne ihn hätte ich auch nicht veröffentlicht. Swen hat mich förmlich in die richtige Richtung getreten und ich bin froh, dass ich ihn und seine Frau zu meinen sehr guten Freunden zählen kann.

Gibt es einen zweiten Traumberuf, den Du gern ausgeübt hättest? Und was hat Dich dazu bewogen, den aktuellen Weg einzuschlagen?
Meinen Traumberuf habe ich wirklich gelernt. Maler und Lackierer würde ich jederzeit wieder machen. Allerdings geht es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr. Dankeschön Knie. Tja, warum bin ich da, wo ich bin. Vor und nach der Geburt meiner Kinder habe ich eine Weile gejobbt, im Baumarkt, bei einem Maler und bei EDEKA. Nach der Trennung von meinem (Ex)Mann war ich irgendwann an einem Punkt, an dem ich mir gesagt habe, entweder jetzt oder nie. Daraufhin habe ich den Minijob aufgegeben und es keine Minute bereut, auch wenn ich die Kollegen immer noch ab und an vermisse. Fazit: Sie war jung (hust) und brauchte das Geld.

Du schreibst ja in einem ganz bestimmten Genre. Magst Du den Lesern Deine Serie mal vorstellen?  Gibt es noch ein Genre, in dem Du gern unterwegs wärst?
Meine I.A.T.F-Serie dreht sich um eine fiktive Anti-Terror-Einheit. Das Team besteht aus Soldaten*innen verschiedener Einheiten und Nationalitäten. Sie bestreiten Einsätze in Ländern wie Afghanistan, Nigeria oder auch mal dem Jemen, in anderen Büchern bleiben sie in den Staaten oder schaffen es „nur“ bis nach Mexiko. Neben der Spannung stehen aber auch zwischenmenschliche Beziehungen im Fokus. Außerdem ist es mir immer wichtig, nicht nur den Superhelden/unverwundbaren Soldaten*innen zu zeigen, eben auch das Gegenteil. Nicht nur die körperlichen Belastungen, sondern auch die psychischen rücke ich gerne in den Fokus meiner Geschichten. Zu der I.A.T.F-Serie gehören neben einiger Spinoff noch die Reihe der First Source Security. Leitsatz der gesamten Bücher ist gerne: Der einzige leichte Tag war gestern.

Wenn ich eines Tages mal ganz mutig bin und ganz viel Zeit für tiefe Recherche und viele Bücher habe, wäre wohl StarWars etwas, wo ich gerne mal einen Roman schreiben würde. Ich weiß, StarWars ist kein Genre an sich. StarWars ist eine Lebenseinstellung ;). Nein, Spaß beiseite. Ich bin ein riesiger StarWars-Fan (auch wenn ich Disneys Starwars nicht unbedingt mag). Aber dieses Universum ist so komplex mit seiner gewaltigen Timeline und den über 250 Büchern … Da trau ich mich (noch) nicht ran.

Wenn ja, warum?
Ich glaube, ich habe es gerade schon angedeutet. Ich liebe dieses komplexe Universum. Wie in den Büchern jedes Zahnrad in das nächste greift und das über viele Bücher hinweg. Es ist immer wieder, wie nach Hause kommen. Was bei mir bestimmt daran liegt, dass ich viele Jahre StarWarsGalaxies gespielt habe und dabei u.a. Swen kennengelernt habe. Das ist sicher auch der Grund, warum ich eine Serie schreibe.

Wie bereitest Du Dich auf ein neues Buch vor?
Uff. *Lacht* Meistens gar nicht. Meine Protagonisten überfallen mich meistens mit irgendwelchen komischen Ideen. Da sie sich Momente aussuchen, in denen ich mich nicht wehren kann (Autofahrt, Dusche etc.) bleibt mir nur, zuzustimmen und dann schnellstmöglich ein paar Eckpunkte zu notieren. Eine Macke habe ich allerdings. Vor jedem neuen Buch wird der Schreibtisch aufgeräumt.

In Deinen Büchern dreht sich viel um das amerikanische Militär. Wie schaffst Du es, so gut zu recherchieren?
Ich denke, da hilft mir ein wenig meine Neugier, was diese Thematik anbelangt und manchmal ganz viel Ausdauer bei der Suche nach Antworten.

Betreibst Du auch Recherche in Fachliteratur und Internet?
An erster Stelle lese ich ganz vieles im Netz nach, wofür ich neben der MilitaryTimes die deutsche KISOM als Informationsquelle nutze. Dann natürlich YouTube und immer, wenn ich ein interessantes Buch sehe, landet es fast automatisch in meinem Regal und wird gelesen, da mache ich auch keine Unterschiede, ob amerikanisches Militär, Bundeswehr oder sonst was. Außerdem habe ich in den letzten Jahren viele tolle Menschen kennengelernt, die mich mit Infos aus erster Hand versorgen können.

Woher nimmst Du die Inspiration für Deine Bücher?
Zu einem großen Teil aus der Zeitung. Wenn ich irgendwo über Einsätze oder Anschläge lese, stelle ich mir schnell vor, wie die I.A.T.F das wohl lösen würde. Filme inspirieren mich aber auch. Wobei es da einzelne Szenen sind, aus denen dann ab und an ein ganzes Buch entspringt.

Wie lange benötigst Du für ein Buch?
Ich setzte mir immer ein Zeitlimit von drei Monaten Schreibzeit. Dann kommen nochmals vier bis acht Wochen Überarbeitung hinzu. Plus Lektorat und Korrektorat komme ich auf ca. ein dreiviertel Jahr pro Buch.

Schreibst Du „aus dem Bauch heraus“, oder plottest Du vorher?
Da ich oft eine bestimmte Szene im Kopf habe, plotte ich ganz grob. Aber mit diesen Plots gibt es ein ganz großes Problem. Mein Team hält sich ab ca. 20.000 Worten nicht mehr dran und macht, was es will. Meist lasse ich die Story dann einfach laufen.

Du hast ja mittlerweile eine ganze Menge Protagonisten, die in fast jedem Buch (wenn auch manchmal nur am Rande) auftauchen. Hast Du schonmal den Überblick verloren? Führst Du über jeden Charakter Buch?
„lacht“ Buch nicht, aber jeder der Hauptprotagonisten und die wichtigen „Nebendarsteller“ hat eine Karteikarte. Inzwischen sind es sicher über 150. Und den Überblick verloren? Oh ja, sehr oft. Manchmal wünsche ich mir eine Personalfachangestellte. Es gab schon Momente, wo meine Testleser mich darauf hingewiesen haben, dass Protagonisten zeitgleich an zwei Stellen waren.

 

Seit ein paar Bänden sind Deine Cover etwas ganz Besonderes, magst Du erzählen, was es damit auf sich hat?
Sehr gerne sogar. Ich habe seit einigen Teilen der Serie und für die First Source Reihe ein paar Jungs gefunden die für die Cover modeln. Somit sind die Cover einmalig und ich muss keine Angst haben, dass die Bilder auf anderen Covern auftauchen. Die Jungs von Delta Team haben mich 2019 sogar zur BuchBerlin begleitet, und meinen Lesern dort die Bücher signiert. Wer kann schon von sich behaupten, dass er ein Buch hat, das von den Models signiert wurde. ;)

Du bringst als Selfpublisherin Deine Bücher selbst auf den Markt. Wärst Du gern Verlagsautorin? Wo siehst Du die Vorteile im Selfpublishing?
Das ist eine schwierige Frage. Mir gefällt die Unabhängigkeit sehr gut. Ich kann alles alleine entscheiden. Von der Story, über das Cover, hinzu wer mein Lektorat und Korrektorat machen soll. Außerdem ist der Verdienst natürlich auch ausschlaggebend. Der Verlag hätte den Vorteil, dass ich mich um Obengenanntes nicht mehr kümmern müsste. Aber ich liebe meine Unabhängigkeit und aktuell sehe ich mich nicht in einem Verlag.

Hast Du Tipps für Newcomer, die gern ein Buch veröffentlichen wollen?
Erstmal natürlich ein Buch schreiben, dann spare nicht beim Cover, den das ist das Aushängeschild für dein Buch. Verzichte bitte nicht auf ein Lektorat und eines noch, erzwinge die Storys nicht.

Jetzt habe ich noch ein paar persönlichere Fragen, damit die Leser Dich als Person noch ein bisschen näher kennenlernen können:

Wie, wo und wann schreibst Du am liebsten?
Ich habe drei Schreibplätze. Einen Schreibtisch im Wohnzimmer, einen im Schlafzimmer und dann schreibe ich im Sommer supergerne auf der Terrasse. Das Wie ist aktuell wirklich mein Laptop, aber ich habe auch schon das ein oder andere Buch per Hand geschrieben und dann abgetippt. So konnte ich die Überarbeitung gleich beim Abschreiben machen. Wann… hm, immer wenn die Zeit es erlaubt. Eine Weile habe ich viel abends und in der Nacht geschrieben, aktuell nutze ich die Morgenstunden.

Was ist Dir beim Schreiben als Arbeitsumgebung wichtig?
Musik. Ich brauche unbedingt Musik beim Schreiben. Und dann muss ab und an ein Cappuccino oder ähnliches her. Abends darf es auch Wein sein.

Welches Genre liest Du selber am liebsten? Hast Du Autorenvorbilder oder Autoren, die Du besonders gern liest?
Ich liebe die Bücher von Kristina Günak. Ich lese am liebsten Liebesromane, so kitschig das nun auch klingen mag. Bei Büchern in meinem Genre sehe ich meine Protagonisten immer in den Storys rumhüpfen. Autorenvorbilder, hm nein, ich glaube nicht.

Wenn Du an einem neuen Projekt arbeitest: liest Du dann privat eher in einem anderen Genre?
Ja, ich meide mein Genre eigentlich durchgehend. Ich habe zu viel Angst davor, dass ich irgendwann mal unbewusst Szenen kopiere oder ähnliches. Ich will niemandem die Ideen klauen.

Und: Was sind Deine Freizeitaktivitäten, wenn Du nicht schreibst?
Ich hab Kinder, braucht man da noch Freizeitaktivitäten? Nein, Spaß. Ich liebe meinen Garten, auch wenn er aktuell nicht so aussieht. Aber ich buddel gerne in der Erde und schaue den Pflanzen beim wachsen zu.

Das waren jetzt eine Menge Fragen. Aber vielleicht habe ich ja eine oder mehrere für Dich wichtige Fragen gar nicht gestellt? Gibt es etwas, das Du den Lesern gern noch mitgeben oder erzählen möchtest?
Ich möchte euch alle einladen, mich auf meiner Homepage www.tanjahagen.de zu besuchen. Wer gerne eine kleine Zusatzstory lesen möchte, sollte sich dringend für den Newsletter (unter Kontakte zu finden) anmelden.

Wer auf Instagram und Facebook ist, ist eingeladen, mir zu folgen. Es gibt bald Vorher-Nachher-Sonntage, an denen ich die Bilder zu den Covern zeige, dann gibt es bald Dienstags ein ganzes Kapitel aus einem Buch meiner Wahl und GANZ wichtig, ein Coverrelease. UND im Juni geht es mit Band 18 der I.A.T.F weiter.

Ich wünsche euch allen einen schönen Frühling und bleibt gesund.

Ich bedanke mich herzlich für dieses Interview und wünsche Dir alles Gute. Und in dieser sehr seltsamen Zeit vor allem auch: Bleib gesund!

 

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Bericht über Tanjas Wohnzimmerlesung bei mir

 

 

 

 

 

 

 

Liebe Anke,

ganz lieben Dank zunächst, dass Du Dir die Zeit nimmst, meine Fragen zu beantworten.

Aus Deiner Vita geht hervor, dass Du seit mehr als zwanzig Jahren in der Unternehmenskommunikation arbeitest. Studiert hast Du jedoch Germanistik, Politikwissenschaft und Pädagogik. Auf den ersten Blick nicht unbedingt Studienfächer, die mit Deinem Job in Verbindung gebracht werden. Wie bist Du vom Studium und Volontariat in diesen Bereich gekommen?
Ich finde, das hat sich alles prima ergänzt. Aus dem Studium und der Zeit bei einer Tageszeitung habe ich eine Menge mitgenommen, das ich immer noch gebrauchen kann: vor allem, wie man Informationen zusammenträgt, ordnet und am Ende etwas Lesbares daraus macht. Lebensnahe Geschichten haben mir immer viel Spaß gemacht. Und das, was beim Romanschreiben „Show, don’t tell“ heißt, lernt man ziemlich gut beim Schreiben von Zeitungsreportagen. In meinem Hauptjob setze ich das auch um. Da geht es oft um Texte zu technischen oder wissenschaftlichen Themen, die für Leser von Fachzeitschriften leicht verständlich sein sollen.

Durch Deinen Hauptjob bist Du ja nicht Vollzeit-Autorin. Würdest Du gern mehr schreiben und den Hauptjob an den Nagel hängen, oder soll die Autorentätigkeit weiterhin nebenberuflich bleiben?
Mein restliches Berufsleben komplett am heimischen Schreibtisch verbringen? Nein, danke. Der regelmäßige Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen würde mir fehlen. Das merke ich jetzt schon im Corona-bedingten Home Office. Außerdem kommen mir in meinem normalen Job auch regelmäßig Ideen, die ich für meine Bücher verwenden kann. Und von bisher drei veröffentlichten Romanen im Selfpublishing kann kaum jemand leben – ich jedenfalls nicht. Darum werde ich wohl Autorin im Nebenberuf bleiben, wie so viele Schriftsteller, die andere Einkommensquellen haben.

Gibt es einen zweiten Traumberuf, den Du gern gelernt / ausgeübt hättest? Und was hat Dich dazu bewogen, den aktuellen Weg einzuschlagen?
Ganz früher habe ich mit einem Studium der Archäologie geliebäugelt, weil ich schon als Zwölfjährige alles verschlungen habe, was mit den Pharaonen im alten Ägypten zu tun hatte. Aber das erschien mir dann doch reichlich realitätsfern. Das Schreiben von Romanen auch, deshalb habe ich meine ersten Geschichten heimlich aufgeschrieben und versteckt. Ich war stolz wie Oskar, als in der Lokalzeitung meiner Heimatstadt die ersten Artikel erschienen, über denen mein Name stand … Das war 1985.


Deine Bücher sind Gegenwartsromane, die immer mit einer großen Portion Humor daherkommen, die aber nie oberflächig sind, sondern sehr in die Tiefe gehen. Du sprichst auch kritische und problematische Themen an, jedoch nie mit einem erhobenen Zeigefinger. Verarbeitest Du viel Autobiographisches, oder ist tatsächlich alles Fiktion?
Ich schaue mich gern in der nächsten Umgebung um. Auf meinen Debüt-Roman bin ich gekommen, weil ich mich – wie eine meiner Hauptfiguren – am Tag vor Heiligabend gründlich verfahren und dabei eine Frau mit einem kleinen  Jungen gesehen habe. Vermutlich Mutter und Sohn, die aus einem Haus stürmten. Du kennst „Festtagsgäste“ ja und weißt, was daraus geworden ist. „Taktgefühle“ knüpft daran an und ist in einer Zeit entstanden, in der meine Tochter häufig Klavier gespielt hat. Und „Sonnenplätze“ ist ein Mutter-Tochter-Roman. Da ist so manche Szene hineingerutscht, in der ich mich wiedererkenne. Aber das Allermeiste ist Fiktion. Ich habe wirklich nie in einer niederländischen Ausnüchterungszelle übernachtet oder eine amerikanische Ferienanlage geleitet, und Motorrad fahren kann ich auch nicht.

Deine ersten beiden Bücher spielen in Deutschland, in Ostwestfalen, wo Du lebst. „Sonnenplätze“ dagegen spielt in Florida. Was hat Dich bewogen, Deine Geschichte mal in einer völlig anderen Gegend spielen zu lassen?
Der Ostwestfale bleibt ja nicht ein Leben lang auf seiner Scholle. In Florida und auch in einigen anderen Gegenden der USA war ich mit meiner Familie oft. Eine erste vage Idee zu diesem Roman entstand während unseres letzten Urlaubs auf Sanibel Island, als wir die starken Regenfälle erlebten und am Strand tatsächlich ein kleiner Alligator herumlief. Wir waren noch nicht lange wieder zu Hause, als der Hurrikan „Irma“ über die Insel hinwegfegte – und seitdem wollte ich daraus etwas machen. Im Roman geht es auch um eine sowjetische Militärmission, die es in Ostwestfalen tatsächlich gab, und auf Sanibel Island genießen bis heute etliche ehemalige CIA-Agenten ihren Ruhestand. So war die Verbindung zu meiner Heimat schnell geknüpft.
Kleiner Spoiler: In meinem nächsten Roman werden die Hauptfiguren genauso wenig in Deutschland bleiben. Es geht dann auf eine Insel in Südeuropa, die auch nicht Jeder kennt.


Gibt es noch ein Genre, was Dich besonders reizt, in dem Du gerne mal etwas schreiben würdest?
Ja, ich habe schon ein erstes Exposé zu einem Krimi niedergeschrieben. Aber dazu muss ich an einigen Stellen vor Ort recherchieren, und das ist während der Corona-Zeit schwierig.

Wie bereitest Du Dich auf ein neues Buchprojekt vor?
Ich habe eine dicke Mappe, in der alle spontanen Einfälle landen, und ein Notizbuch für zwischendurch. Das wird alles durchsucht, sobald es eine erste Idee gibt, Brauchbares auf einen Haufen geschichtet und ein Pitch geschrieben. Dann skizziere ich die Haupt- und die wichtigsten Nebenfiguren, ein Exposé entsteht und auch ein grober Kapitelplan.

Woher nimmst Du die Inspiration für Deine Bücher?
Überallher. Aus der Umgebung, der Zeitung, dem Fernsehen, und gar nicht so selten bringt mich auch ein Lied auf eine Idee – zum Beispiel für den Titel „Sonnenplätze“.

Wie lange benötigst Du für ein Buch?
Länger als ein Jahr, weil ich ja nicht hauptberuflich schreibe und auch vieles andere selbst in die Hand nehme wie den Printbuchsatz und die Pflege meiner Website. Mit „Sonnenplätze“ habe ich im Herbst 2018 begonnen und in diesem Frühjahr veröffentlicht.

Schreibst Du „aus dem Bauch heraus“, oder plottest Du vorher?
Meinen ersten Roman habe ich weitgehend aus dem Bauch heraus geschrieben. Den zweiten habe ich äußerst akribisch geplottet. Den dritten auch – und dann nach etwas mehr als der Hälfte einen Großteil meines schönen Kapitelplans komplett verworfen. Da haben sich die Figuren selbstständig gemacht, und ich hatte plötzlich viel mehr Spaß am Schreiben als zuvor. Beim vorgesehenen Schluss ist es allerdings geblieben.
Konsequenz daraus: Das Exposé und den Kapitelplan zum vierten Roman habe ich erst fertiggestellt, als ich schon drei Kapitel beisammen hatte. Ich musste mich ein bisschen dazu zwingen und habe mir von einem Tag zum anderen vorgenommen „morgen fängst du damit aber an“. Nun ist das Ganze für mich eine Rückversicherung, dass ich diesen Roman zu Ende bringen kann. Aber wenn mir unterwegs etwas Besseres einfällt, ist es auch gut. Beruhigend: Mein Lektor weiß, was ich diesmal vorhabe, und von ihm gab’s grünes Licht.

Du hast bisher als Selfpublisherin veröffentlicht. Möchtest Du in dem Bereich bleiben, oder würdest Du lieber als Verlagsautorin schreiben und wieso ist Deine Wahl so?
Einerseits würde ich meine Bücher sehr gern in allen Buchhandlungen sehen. Welcher Autor träumt davon wohl nicht? Eine professionelle Zusammenarbeit mit einem Verlag würde meinen Büchern garantiert mehr Aufmerksamkeit einbringen.
Andererseits führt der Weg zu einem Verlag in aller Regel über Literaturagenturen. Mit meinem ersten Roman habe ich viel Zeit für die Agentursuche verwendet, zu viel, wie ich heute weiß – denn die Erfahrungen waren nicht gut. Und die Coronakrise dürfte eher dazu führen, dass Agenturen lieber auf bekannte Namen setzen als auf neue Autoren, deren Aufbau immer auch ein Risiko bedeutet. Außerdem schreibe ich bislang nicht innerhalb der Genres, die für Agenturen spannend sind, weil sie den kommerziellen Erfolg versprechen: Humor, Liebe, Erotik oder Krimi.
Trotzdem würde ich mich freuen, wenn eine Agentur oder ein Verlag an einer langfristigen Zusammenarbeit mit mir interessiert wäre. Die Themen, über die ich schreibe, möchte ich aber weiter selbst auswählen, und das ist für mich ein wesentlicher Vorteil des Selfpublishing. Ganz falsch liege ich mit meinen Ideen wohl nicht. Sonst wäre „Sonnenplätze“ kaum auf Platz 30 der e-book-Bestsellerliste von Thalia gelandet, zwischen vielen bekannten Verlagstiteln.  

Hast Du Tipps für junge Autorinnen und Autoren, die gern ein Buch veröffentlichen würden?
Lasst Euch nicht bange machen und habt viel Geduld. Bange machen wollen einen nämlich vor allem Menschen, die damit bares Geld verdienen. Zum Beispiel Agenturen, die eine Vertretung in Aussicht stellen, wenn man zuvor bei der hauseigenen Schreibschule einen Kurs absolviert. Darauf habe ich lieber verzichtet. Und nicht jeder Tipp im Selfpublishing passt für alle. Ich habe mir diesmal Kindle Unlimited gespart und „Sonnenplätze“ auch nie für 99 Cent verkauft. Trotzdem habe ich von diesem Roman in drei Monaten mehr Exemplare verkauft als von den anderen beiden. Dafür ein dickes „Dankeschön“ an das Team von tolino media, denn ohne die tolle Zusammenarbeit hätte das nicht funktioniert.
Geduld braucht man mit sich selbst, wenn man mal wieder glaubt, überhaupt nicht schreiben zu können, nur weil man irgendwo stecken geblieben ist. Romanfiguren entwickeln sich mit der Zeit, die müssen nicht von Anfang an „rund“ sein.
Und von den bombastischen Zahlen, die andere Autoren einem manchmal ungefragt um die Ohren hauen, muss man sich auch nicht allzu sehr beeindrucken lassen. Besser nachfragen, wie viele Bücher vergünstigt und wie viele zum vollen Preis verkauft worden sind. Quantität allein sagt nicht unbedingt etwas über den Erfolg aus.
 

Jetzt habe ich noch ein paar persönlichere Fragen, damit die Leser Dich als Person noch ein bisschen näher kennenlernen können:
Wie, wo und wann schreibst Du am liebsten?
Ganz schnöde am Schreibtisch, vor einem großen Bildschirm, auf dem ich alles gut lesen kann. Bei schönem Sommerwetter und nach Sonnenuntergang setze ich mich mit dem Laptop auch manchmal auf die Terrasse, vor allem nach einem Tag im Home Office. Wenn ich mir die Zeit selbst einteilen kann, schreibe ich morgens, weil der Kopf dann noch frei ist.  

Was ist Dir beim Schreiben als Arbeitsumgebung wichtig?
Meine Ruhe, etwas zu Trinken und Kaugummi, um das Hirn auf Touren zu bringen.

Welches Genre liest Du selber am liebsten? Hast Du Autorenvorbilder oder Autoren, die Du besonders gern liest?
Im Moment lese ich gern ähnliche Romane, wie ich sie selbst schreibe: von deutschen Autorinnen wie Dörte Hansen, Sybil Volks oder Dora Heldt, in denen es um Familienbande und Freundschaften geht. Ich mag authentische Figuren lieber als superstarke Frauen und ihre Traummänner. Gerade finde ich auch zu Büchern zurück, von denen ich nur wenige Seiten täglich lese, die dafür aber länger im Gedächtnis bleiben – etwa von Benedict Wells.  

Und: Was sind Deine Freizeitaktivitäten, wenn Du nicht schreibst?
Musik hören und dabei kochen (oder umgekehrt), lesen, fotografieren, neuerdings auch wieder häufiger Radfahren.

Das waren jetzt eine Menge Fragen. Aber vielleicht habe ich ja eine oder mehrere für Dich wichtige Fragen gar nicht gestellt? Gibt es etwas, das Du den Lesern gern noch mitgeben oder erzählen möchtest?
Ohne Euch Leserinnen und Leser gäbe es gar keinen Grund, Bücher zu schreiben. Also: Danke, dass Ihr unsere Gedanken aufs Sofa, in den Urlaub und anderswohin mitnehmt. Wisst Ihr eigentlich, was das schönste Kompliment für ein neues Buch ist? Wenn vermehrt auch die etwas älteren gekauft werden. Das kann ja nur heißen, dass der jüngste Roman gut angekommen ist und spornt enorm zum Weitermachten an!

Ich bedanke mich herzlich für dieses Interview und wünsche Dir alles Gute. Und in dieser sehr seltsamen Zeit vor allem auch: Bleib gesund!

Du auch, liebe Claudia. Und hoffentlich sehen wir uns bald wieder. Natürlich auf einer Buchmesse und nach Möglichkeit schon im nächsten Jahr!

Hier geht’s zum aktuellen Buch „Sonnenplätze“

 

Liebe Iris,

ganz herzlichen Dank zunächst, dass Du Dir die Zeit nimmst, meine Fragen zu beantworten.

Aus Deiner Vita geht nicht wahnsinnig viel hervor. Du hast eine Ausbildung zur Theaterdramaturgin gemacht, und danach fand man Dich hauptsächlich im handwerklichen Bereich wieder. Als Ausstellungstechnikern, und beim Messe- und Bühnenbau. Da ist doch sicherlich ein riesiger Unterschied in der Arbeitsweise. Was macht für Dich das Besondere am handwerklichen Arbeiten aus? Oder würdest Du gern wieder als Dramaturgin arbeiten?Ich mochte Handwerk schon immer und wurde auch sehr pragmatisch erzogen. Als ich bei meinen Eltern auszog, um auf die Theaterakademie zu gehen, lief mein Vater in seinen Keller, kam kurze Zeit später wieder hoch und drückte mir ein paar Schraubenzieher, eine Zange, einen Hammer und noch Kleinzeug wie Nägel und Schrauben  mit dem Kommentar in die Hand: So Kind, jetzt musst du alleine für dich sorgen.
Ich war nie der Typ, dem es leicht fällt, sich an den Tisch zu setzten und zu lernen. Eigentlich seltsam, dass ich dann Dramaturgie studiert habe – ist ja erst einmal etwas sehr theoretisches und trockenes.  Danach ging ich ans Theater, fühlte mich heimlich aber immer eher hinter die Bühne gezogen. Ich mochte die Werkstätten viel lieber als den dunklen Theatersaal oder das Büro. Irgendwann arbeitete ich im Archiv eines Museums, und plötzlich brauchte man jemanden, der beim Aufbau einer Ausstellung mithalf. Da war ich zur Stelle. Und ab da ging der Weg Richtung Messe- und Bühnenbau. Ab diesem Zeitpunkt begann ich nach einer sehr langen Pause auch wieder zu schreiben.  Das war für mich ein Schlüsselerlebnis. Ans Theater möchte ich nicht mehr zurück. Mir gefällt mein Leben so, wie es heute ist. Nun … vielleicht komme ich als Autorin eines Theaterstücks wieder mit dem Theater in Kontakt, aber das erarbeite ich ja nicht im Theater sondern an meinem Schreibtisch.

Durch Deinen Hauptjob bist Du ja nicht Vollzeit-Autorin. Würdest Du gern mehr schreiben und den Hauptjob irgendwann an den Nagel hängen, oder soll die Autorentätigkeit weiterhin nebenberuflich bleiben?
Auf keinen Fall würde ich meinen Job aufgeben. Inzwischen arbeite ich halbtags als Lageristin und nicht mehr als selbstständige Monteurin oder in der Kultur. Nach meinem unsteten Leben ohne Feiertage oder Wochenenden ist das nun ein Tagesablauf, der mir sehr viel Raum und Freiheit gibt. Und Sicherheit. Ich bekomme pünktlich meinen Lohn und bin versichert. Aber das Schöne an meinem Job ist, dass ich die ganze Zeit in Bewegung bin. Vier Stunden lang wuppe ich Kühlschränke, Spülmaschinen oder sonst irgendwelche Dinge und muss mir unheimlich viel merken und sortieren. Ich trainiere also Muskeln und Gedächtnis und bekomme sogar Geld dafür. Ich habe am Wochenende frei und muss auch nicht bis 23.00 Uhr (am Theater üblich) oder in der Nacht (beim Bühnenbau üblich) arbeiten. Ab 14.00 Uhr bin ich Autorin. Montags sogar ganztägig. Ich arbeite also mehr als Autorin denn als Lageristin. Das ist ein sehr schönes, ausgeglichenes Leben, das ich nur ungern ändern würde.

Gibt es einen zweiten Traumberuf, den Du gern gelernt / ausgeübt hättest? Und was hat Dich dazu bewogen, den aktuellen Weg einzuschlagen?
Ich wollte das Sandmännchen werden, wenn ich mal groß bin. Das erzählt die ganze Zeit Geschichten. Das habe ich schon als Kind gern gemacht. Und ich wollte Weltenbummlerin werden, aber meine Mutter erklärte mir, dass man auch mit irgendwas Geld verdienen muss. So landete ich bei der Schriftstellerei, denn schreiben kann man rein theoretisch von überall aus. Nun ja, es kann nur ein Sandmännchen geben, von daher wurde ich eben eine Schriftstellerin, die ihren Bewegungsdrang beim Herumtragen von  Kühlschränken und Spülmaschinen auslebt. Nach einigen Umwegen lebe ich also meinen Traumberuf voll aus.

Du bezeichnest Deine Bücher als Gegenwartsliteratur. „Meerestiere“ hätte ich sogar als Fabel eingestuft, denn der im Fisch „versteckte“ Vater ist ja eher als Synonym zu verstehen. Woher nimmst Du Deine Ideen?
Früher schrieb ich sehr abstrakt, heute bin ich mit meiner Literatur nah am Leben und der Realität. Ich sammle einfach ständig Informationen. Das können Zeitungsartikel, Fernsehbeitrage, Beobachtungen auf der Straße, Begebenheiten in der Familie oder bei Freunden sein. Die Geschichten formieren sich in ihren Grundzügen meist von selbst in meinem Kopf – und belegen irgendwann zu viel Speicherplatz. Durch das Aufschreiben werde ich sie los. Deshalb sind meine Bücher auch nur knapp über 200 Seiten lang. Ich habe einfach zu viele Geschichten in meinem Kopf, da kann ich keine großen Wälzer schreiben. Die Geduld hätte ich auch nicht.

Neben der Gegenwartsliteratur hast Du jetzt unter dem offenen Pseudonym Iris Antonia Paul gemeinsam mit Oona Thim ein wundervolles Kinderbuch, „Sandkörnchens spannender Tag auf Norderney“ geschrieben. Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Oona Thim hat eine kleine Tochter, die den Kinderbuchklassiker „Mein Esel Benjamin“ für sich entdeckte. Das Buch verkauft sich noch heute und die Kinder lieben es so, wie wir damals. Da Oona Fotografin ist, dachte sie sich, sie könnte eine Bildergeschichte fotografieren, mit der Tochter als Hauptcharakter.  Die Kleine fand die Idee eines eigenen Bilderbuches toll, mochte aber nicht vor die Kamera. Daraufhin wollte Oona ein Stofftier als Protagonist nehmen, und so kam ich ins Spiel, denn Oona brauchte eine Geschichte. Oona, ihre Tochter und ihr Mann sind oft auf Norderney, deshalb spielt die Geschichte dort. Wir suchten einen kleinen Hasen aus, ließen ihn nähen, Oona  gab mir ein paar Stichpunkte und ich dachte mir eine Geschichte aus. Das war vor ziemlich genau einem Jahr. Oona wanderte letztes und dieses Jahr über die Insel und fotografierte unser kleines Sandkörnchen. So entstand das Buch.

Gibt es noch ein Genre, was Dich besonders reizt, in dem Du gerne mal etwas schreiben würdest?
Nicht wirklich, denn ich bin mit dem Schreiben meiner Gegenwartsliteratur schon gut ausgelastet. Außerdem soll Sandkörnchen eine ganze Reihe werden. Es gibt Überlegungen, mit einer Illustratorin zusammen eine Graphic Novel zu erarbeiten.  Meine Sprache ist sehr reduziert. In China sagt man: Große Kunst ist dann erreicht, wenn man nichts mehr weglassen kann. Ich würde gern versuchen, meine Sprache so weit zu reduzieren, dass sie nur im Zusammenspiel mit Bildern funktioniert. Ich bin ein sehr visueller Mensch und arbeite zurzeit auch mit mehreren Fotografen an gemeinsamen Projekten. Eine Vermischung aus Literatur und Bild.

Wie bereitest Du Dich auf ein neues Buchprojekt vor?
Gar nicht. Ich schreibe das eine Buch zu Ende und beginne mit dem nächsten. Die Vorarbeit besteht nur darin, die Ideen und Beobachtungen einfach irgendwo in meinem Gedächtnis zu speichern, wo sie dann vor sich hin wachsen. Da ist viel Ausschuss dabei. 70-80% meiner Ideen werden nicht schriftstellerisch erarbeitet. Ich versuche erst gar nicht, sie zu Papier zu bringen. Ich schreibe mir auch wenig Ideen auf. Wenn sie gut sind, bleiben sie im Kopf. Wenn nicht, waren sie nicht gut. Irgendwann fühlt es sich nach einer Geschichte an, und dann ist sie bereit, aufgeschrieben zu werden. Ich recherchiere nie im Vorfeld.

Woher nimmst Du die Inspiration für deine Bücher?
Die Ideen an sich kommen aus dem Alltag, die Inspiration aus anderen Künsten.  Fotografie, Malerei, Film. Besonders wichtig ist Musik. Wenn ich ein Buch anfange, erstelle ich meist einen Soundtrack mit passender Musik. Es gibt viele Leser, die meinen, meine Bücher zu lesen sei, als würde man einen Film sehen. Das ist für mich ein sehr großes Kompliment.

Wie lange benötigst Du für ein Buch?
Das erste Buch ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die ich ohne den Gedanken einer Veröffentlichung schrieb. Zu der Zeit schrieb ich noch ein Drehbuch und ein Theaterstück. Für die zehn Geschichten benötigte ich  ca. 3 Jahre. Das zweite Buch war die Geschichte, zu der ich vorher das Drehbuch verfasst hatte. Da es also eine Vorlage gab, dauerte es ca. ein halbes Jahr. Auch der dritte Roman dauerte ca. ein halbes Jahr. An meinem jetzigen Roman arbeite ich schon länger. Erstens, weil es dazwischen andere Projekte wie das Kinderbuch gab und zweitens, weil es für mich ein großer Sprung nach oben ist. Meine ersten Bücher schrieb ich zwar mit großer Ernsthaftigkeit, aber dieser Roman ist nun das, was ich qualitativ in der Literatur erreichen möchte.

Schreibst Du „aus dem Bauch heraus“, oder plottest Du vorher?
Früher habe ich einfach geschrieben, was mir gerade in den Kopf kam. Bei Kurzgeschichten braucht es keinen vorher durchdachten dramaturgischen Bogen. Alles ist auf wenige Seiten komprimiert. Heute ist es unterschiedlich. „221 Tage“ wurde komplett geplottet, das Drehbuch schrieb ich dann in wenigen Tagen. Bei Meerestiere gab es einen groben Handlungsstrang. Für meinen jetzigen Roman habe ich mir die Handlung vorher genau ausgedacht, nur wird der Roman doch ein wenig anders. Aber das stört mich nicht. Eine Geschichte fließt dahin, wo es richtig ist. Ich vertraue diesbezüglich meinem Gefühl und meiner Ausbildung als Dramaturgin. 

Du hast bisher als Selfpublisherin veröffentlicht. Möchtest Du in dem Bereich bleiben, oder würdest Du lieber als Verlagsautorin schreiben und wieso ist Deine Wahl so?
Die Kurzgeschichten veröffentlichte ich als Selfpublisherin, weil nur wenige Verlage überhaupt dieses Genre veröffentlichen. Natürlich fand ich die Idee schön, dass auch andere Leser mein Buch kaufen konnten, aber es war doch eher etwas für Freunde und Verwandte. Daher ersparte ich mir die mühselige und bestimmt auch frustrierende Suche nach einem Verlag. Kurz nach der Veröffentlichung entdeckte ich den Selfpublisher Verband und lernte andere Selfpublisher kennen und ich begann, mich mit dem Thema zu beschäftigen. Ich lernte, die Freiheiten zu schätzen und stellte meine Romane  „221 Tage“ und „Meerestiere“ dementsprechend nie einem Verlag vor. Ein Leser schrieb mir einmal, wäre die Welt gerecht, hätte mich ein großer, bekannter Verlag veröffentlicht. Ich musste ihn darüber aufklären, dass ich den Verlagen nie die Chance dazu gegeben habe.
Für den Roman, den ich nun schreibe, möchte ich mir einen Verlag suchen. Meine Bücher werden fast ausschließlich in Buchhandlungen gekauft und Selfpublishing scheint mir sehr Genreabhängig zu sein. Auch viele Blogger bevorzugen bestimmte Genres, so dass ich oft nicht in das Leseprofil passe.  

Hast Du Tipps für junge Autorinnen und Autoren, die gern ein Buch veröffentlichen würden?
Schreiben, schreiben, schreiben. Und wenn man gerade nicht schreibt: Lesen, lesen, lesen.
Autoren fallen selten vom Himmel. Es ist Arbeit, es braucht Übung.  Ich würde mal behaupten, viele gute Autoren haben schon große Altpapiercontainer mit Manuskripten gefüllt, die sie für nicht veröffentlichungswürdig  empfanden. 

Jetzt habe ich noch ein paar persönlichere Fragen, damit die Leser Dich als Person noch ein bisschen näher kennenlernen können:

Wie, wo und wann schreibst Du am liebsten?
Sitzend am Schreibtisch Montags ganztägig, Dienstags bis Freitags ab 14.00 Uhr. Seit ein paar Wochen versuche ich um 18.00 Uhr den Computer auszumachen. Dazu trinke ich Wasser, im Winter Tee. Und hin- und wieder eine Tasse Brühe.  Niemals im Pyjama oder Trainingshose. Das habe ich mir von Marguerite Duras entlehnt. Ich bewundere ihren sprachlichen Ausdruck! Sie erzählte einmal, dass sie sich nie ungewaschen oder nachlässig gekleidet an den Schreibtisch setzt.

Was ist Dir beim Schreiben als Arbeitsumgebung wichtig?
Jemand erzählte mir vor vielen Jahren, ein guter Autor muss überall schreiben können.  Nun, ich kann zwar unterwegs Ideen skizzieren, aber für das eigentliche Schreiben brauche ich Ruhe. Die habe ich an meinem Schreibtisch, weil dort Routine herrscht. Ich habe eine große Terrasse, bin aber noch nie auf die Idee gekommen, dort zu schreiben. Dort würde mich zu viel ablenken. Im Zug schreibe ich immer seitenweise Tagebuch. Ich liebe zugfahren, da kann ich meine Gedanken einfach schweifen lassen. Manchmal träume ich davon, eine Zugreise mit dem Orient Express, dem Royal Scotsman oder etwas ähnlichem zu machen. Ich stelle mir das sehr inspirierend vor und ich glaube, in so einem Zug könnte ich auch auf meinen Schreibtisch verzichten. Nur leider fehlt mir noch der Bestseller, um mir diese Form des Reisens leisten zu können.

Welches Genre liest Du selber am liebsten? Hast Du Autorenvorbilder oder Autoren, die Du besonders gern liest?
Hin- und wieder lese ich Krimis, Thriller oder Horror, ganz selten mal Fantasy. Im Großen und Ganzen lese ich Gegenwartsliteratur. Wenn ich Unterhaltung will, lese ich gerne King. Mein großes Vorbild ist Marguerite Duras. Auch Aglaja Veteranyi hat es mir mit ihrem Sprachstil sehr angetan. Letztendlich schreibe ich aber doch mehr in Richtung Unterhaltungsliteratur als diese beiden Sprachkünstlerinnen.

Und: Was sind Deine Freizeitaktivitäten, wenn Du nicht schreibst?
Ich fahre viel mit dem Rad, und ein Spaziergang kann bei mir auch an die 25 Kilometer lang sein. Ich bin ein Bewegungsmensch. Aber was ich wirklich gut kann ist, auf der Couch zu sitzen, Chips zu futtern und einen Film oder eine Serie anschauen. Ich liebe Filme! Ich koche sehr gern, allerdings muss ich mich manchmal mit meinem Mitbewohner deshalb streiten. Ich lebe in einer Business-WG und er kocht auch sehr gern. Das gibt manchmal Gerangel, wer am Abend an den Herd darf. Manchmal falte ich Bücher. Das nennt sich Orimoto. Aber ansonsten bin ich ein relativ langweiliger Mensch, ich kann auch nicht gut unterhalten. Auf Partys höre ich zu, sage aber wenig. Meine Bücher sprechen viel mehr zu den Menschen. Einmal bekam ich die Rückmeldung, dass ein Leser zwei Stunden brauchte, um wieder „auf ein normales emotionales Level zu kommen“. Das höre ich öfter mal. Gut, dass ich nicht so eine Wirkung auf Menschen habe!

Das waren jetzt eine Menge Fragen. Aber vielleicht habe ich ja eine oder mehrere für Dich wichtige Fragen gar nicht gestellt? Gibt es etwas, das Du den Lesern gern noch mitgeben oder erzählen möchtest?

An dieser Stelle möchte ich gern auf einen Gastbeitrag verweisen, den ich auf einem Blog schrieb. Dort ist mein Weg aus dem Theater heraus zu meinem heutigen Dasein als Autorin sehr gut beschrieben.
https://www.manafonistas.de/2018/05/08/post-its-ein-gastbeitrag-von-iris-antonia-kogler/

Ich bedanke mich herzlich für dieses Interview und wünsche Dir alles Gute. Und in dieser sehr seltsamen Zeit vor allem auch: Bleib gesund!
Lieben Dank dir, ich habe mich sehr über dieses Interview gefreut!

Hier geht’s zu meiner Rezension von „Sandkörnchens spannender Tag auf Norderney“

Hier geht’s zu meiner Rezension von „Meerestiere“

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Foto: Copyright Kirsten Köhler

Liebe Frau Langer,

herzlichen Dank zunächst, dass Sie sich die Zeit nehmen, mir ein paar Fragen zu beantworten. Wir hatten bis jetzt ja noch nichts miteinander zu tun, deshalb bin ich besonders gespannt auf dieses Interview.

In Ihrer Vita habe ich gelesen, dass Sie quasi schon immer geschrieben haben. Nach der Schule studierten Sie Kulturwissenschaften und arbeiteten dann als Werbetexterin, Ghostwriterin und Heftromanautorin. Außerdem schrieben Sie als freie Mitarbeiterin Berichte für den Hörfunk und Zeitschriften. Was hat den Ausschlag gegeben, dass Sie 2013 beschlossen haben, sich ganz der Belletristik zuzuwenden und nur noch als Romanautorin zu arbeiten?
Hm, so einen richtigen Wendepunkt gab es eigentlich gar nicht. Wie Sie es sagen, habe ich wirklich schon immer geschrieben, seit es mir in der Schule beigebracht worden ist. Und auch gelesen. Ich glaube, das Romanschreiben ist einfach die logische Konsequenz aus meiner Leidenschaft für Sprache, Geschichten und meinem Werdegang. Ehrlich gesagt hab ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht, es ist einfach so passiert.

Gibt es einen zweiten Traumberuf, den Sie neben dem jetzt ausgeübten gern gelernt / ausgeübt hätten? Und was hat sie dazu bewogen, den aktuellen Weg einzuschlagen?
Den gibt es tatsächlich. Ich wollte Chirurgin werden und hatte damals auch einen Studienplatz. Dann habe ich mich aber für Kulturwissenschaften mit den Schwerpunkten Sprache und Musik entschieden. Heute würde ich vielleicht anders machen. Als Chirurgin kann man auch schreiben, als Autorin aber keine chirurgischen Eingriffe vornehmen. Außer auf dem Papier

Sie schreiben in diversen Genres, so findet man unter Ihrem Echtnamen „Kathrin Hanke“ Krimis und sie sind Mitglied bei HOMER, der Autorenvereinigung Historische Literatur e.V. Aber auch Liebesromane sind Ihnen nicht fremd. 2019 ist ihr Roman „L(i)eben ist … eine Mottoparty“ erschienen. Gibt es ein Genre, in dem Sie besonders gern unterwegs sind?
Ja, das sind Krimis beziehungsweise die ganze Klaviatur der Spannungsromane. Auch mein historischer Roman geht in diese Richtung und auch ein bisschen „L(i)ben ist eine Mottoparty“, wobei wohl eher unterschwellig, da der Roman in erster Linie dem Genre entspricht.

Wenn ja, warum?
Generell interessiert mich der Mensch, seine hellen und seine dunklen Seiten. Jeder hat diese beiden Seiten meines Erachtens. Viele offensichtlich, doch einige auch versteckt. Beim Schreiben von Spannungs- – aber auch Liebesromanen – beschäftige ich mich gern mit „beiden Seelen“, die in einer Brust schlagen.

Was reizt Sie an den unterschiedlichen Genres?
Jedes Genre hat für mich seine Reize – ich lese auch die meisten. Es ist ein bisschen so, wie ich durch die Welt gehe: Da nehme ich alles Mögliche auf, interessiere mich für alles und erschließe mir das Geschehen. Stück für Stück. Beim Lesen lerne ich die unterschiedlichen Welten kennen, beim Schreiben ist das noch stärker. Darum möchte ich mich selbst auch nicht festlegen und für alles offen sein.

Wie bereiten Sie sich auf ein neues Buchprojekt vor?
So eine richtige Vorbereitung gibt es bei mir nicht. Irgendwann stoße ich auf ein Thema, dass mich interessiert oder worauf ich einfach Lust habe. Das schlage ich dann meinen Verlagen vor, wir besprechen das, wägen es ab, hinterfragen, ob es ausreichend ist, um zwischen zwei Buchdeckel zu passen und dann planen wir den zeitlichen Ablauf. Dann beginne ich langsam mit der Recherche. Aber nur langsam, da ich ja in der Regel noch an einem anderen Manuskript sitze. Wenn dann der Zeitpunkt gekommen ist, klappe ich mein Laptop auf und beginne zu schreiben – täglich. Die tiefergehende Recherche mache ich während des Schreibprozesses.

Betreiben Sie auch Recherche in Fachliteratur und Internet?
Ja, ich nutze für meine Recherchen alle Möglichkeiten – Fachliteratur und Internet genauso, wie Museen, Archive oder das Begehen der Orte, in denen meine Protagonisten angesiedelt sind bzw. ich sie wohnen und wirken lasse.

Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Bücher?
Der Alltag hält so einiges bereit … Damit meine ich nicht nur meinen Alltag, sondern auch Gespräche, die ganz wichtig für mich sind und ebenso die Berichterstattung in den Medien.

Wie lange benötigen Sie für ein Buch?
Wie lange ich an einem Buch schreibe, ist unterschiedlich. Im Schnitt sechs bis neun Monate. Ein Historischer Roman bzw. ein True Crime dauert aufgrund der Recherche länger, als ein komplett fiktiver.

Schreiben Sie „aus dem Bauch heraus“, oder plotten Sie vorher?
Ich gehöre zu den „Plottern“, zumal ich es muss. Die Verlage benötigen zur Entscheidung für ein Buch ein Exposé, in dem auch die Handlung – Anfang, Mitte, Schluss bzw. Auflösung – sachlich beschrieben steht. Dies ist jedoch nur eine grobe Ausarbeitung der Idee. Von befreundeten Autoren weiß ich, dass einige Kapitel für Kapitel komplett durchplanen. Das mache ich nicht, um mich nicht zu sehr einzuschränken und meinen Figuren eine gewisse Selbstständigkeit zu lassen.

Ihr Buch „L(i)eben ist … eine Mottoparty“ ist im Maximum-Verlag erschienen. Was reizt sie, als Verlagsautorin zu schreiben?
Das kann ich nicht sagen, da ich keinen Vergleich habe – ich habe immer, auch zu meiner Zeit als Ghostwriterin, für Verlage gearbeitet. Vielleicht liegt es daran, dass man sich als Verlagsautorin auf einen professionellen Austausch mit seinem Gegenüber verlassen kann?

Wo sehen Sie für sich die Vorteile einer Verlagszusammenarbeit?
Ich möchte Geschichten erzählen, schreiben. Ich bin sehr froh darüber, dass mir gewisse andere organisatorische Dinge, die zu der Herausgabe eines Buchs notwendig sind, abgenommen werden.

Haben Sie Tipps für junge Autoren und Autorinnen, die auch gern als Verlagsautoren veröffentlichen möchten?
Als Verlagsautor sollte man kritikfähig sein – denn erst die intensive Auseinandersetzung macht aus einem Buch ein gutes Buch, meine ich.

Jetzt habe ich noch ein paar persönlichere Fragen, damit die Leser Sie als Person noch ein bisschen näher kennenlernen können:
Wie, wo und wann schreiben Sie am liebsten?
Da ich inzwischen Berufsautorin bin, fange ich morgens mit dem Schreiben an und höre abends auf. Dabei sitze ich in meinem Büro zuhause am Schreibtisch. Hört sich ziemlich unromantisch an, nicht wahr? Ist es aber nicht, da ich meine Umgebung beim Schreiben vergesse, allerdings mit einem Handgriff immer alles parat habe, wenn es notwendig ist.

Was ist Ihnen beim Schreiben als Arbeitsumgebung wichtig?
Da bin ich ziemlich anspruchslos. Na ja, ich mag nicht frieren und brauch es muckelig warm.

Welches Genre lesen Sie selber am liebsten? Haben Sie Autorenvorbilder oder Autoren, die Sie besonders gern lesen?
Vorbilder habe ich nicht, nein, Lieblingsschriftsteller schon. Simon Beckett finde ich großartig. Nicht nur seine erfolgreiche David Hunter-Reihe, vor allem seine anderen, abgeschlossenen Romane. Ich habe ihn einmal nach einer Lesung bei einem gemeinsamen Abendessen zusammen mit dem Veranstalter kennengelernt. Davon werde ich sicher noch meinen Enkeln erzählen! Mein absoluter Lieblingsautor ist jedoch John Irving. Ich liebe seinen Stil und er vereint in jedem einzelnen seiner Bücher gekonnt alles, worauf es für mich ankommt.: Spannung, Liebe, Hass, Verzweiflung, Herausforderung, Stärke, Alltäglichkeiten – eben alles Menschliche , das, was auch das Leben an sich ausmacht. Und damit ist auch schon die Frage nach meinen Lieblingsgenre beantwortet: Ich kann mich da nicht festlegen. Worte und Satzkompositionen sind es, die mich beim Lesen begeistern (oder auch nicht). Das kann gern ein Krimi sein, aber auch ein Epos wie „Vom Winde verweht“, eine Herzensgeschichte wie „Gut gegen Nordwind“ oder Erzählungen wie „Franny und Zooey“ von Salinger (um das alles jetzt nicht auf Irving zu beziehen). Im Grunde lese ich genretechnisch das, was meiner aktuellen Stimmung entspricht und die ist mal krimi(nell ;-)), mal liebe(voll), mal in der Vergangenheit schwelgend und manchmal auch einfach alltäglich.

Wenn Sie an einem neuen Projekt arbeiten: lesen Sie dann privat eher in einem anderen Genre?
Nein, das eine hat für mich nichts mit dem anderen zu tun.
Das waren jetzt eine Menge Fragen. Aber vielleicht habe ich ja eine oder mehrere für Sie wichtige Fragen gar nicht gestellt? Gibt es etwas, das Sie den Lesern gern noch mitgeben oder erzählen möchten?
Ich möchte gern die Möglichkeit nutzen und meinen Lesern danke sagen. Nicht nur, dass sie meine Bücher lesen, sondern vor allem, weil sie sich mit ihnen auseinandersetzen, wie mir die vielen Zuschriften zeigen. Ich liebe den Kontakt mit Lesern und gerade jetzt fallen ja Corona-geschuldet die ganzen Lesungen aus und damit auch persönliche Gespräche. Wenn dann aber wieder einmal eine Email unerwartet in mein Postfach flattert, ist die Freude derzeit umso größer. Also: DANKE! Und dieses „Danke“ gilt auch für Sie, liebe Frau Perc und ihre Blogger-Kolleginnen und -Kollegen. Für all das, was Sie durch Ihr Wirken für den Buchmarkt und uns Autoren tun.
Ich bedanke mich herzlich für dieses Interview und wünsche Ihnen alles Gute. Und in dieser sehr seltsamen Zeit vor allem auch: Bleiben Sie gesund!

Im Maximum-Verlag erschienen:
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Mehr Informationen zur Autorin und ihren Büchern gibt es hier:

Maximum-Verlag

Kathrin Hanke