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Foto: Copyright Kirsten Köhler

Liebe Frau Langer,

herzlichen Dank zunächst, dass Sie sich die Zeit nehmen, mir ein paar Fragen zu beantworten. Wir hatten bis jetzt ja noch nichts miteinander zu tun, deshalb bin ich besonders gespannt auf dieses Interview.

In Ihrer Vita habe ich gelesen, dass Sie quasi schon immer geschrieben haben. Nach der Schule studierten Sie Kulturwissenschaften und arbeiteten dann als Werbetexterin, Ghostwriterin und Heftromanautorin. Außerdem schrieben Sie als freie Mitarbeiterin Berichte für den Hörfunk und Zeitschriften. Was hat den Ausschlag gegeben, dass Sie 2013 beschlossen haben, sich ganz der Belletristik zuzuwenden und nur noch als Romanautorin zu arbeiten?
Hm, so einen richtigen Wendepunkt gab es eigentlich gar nicht. Wie Sie es sagen, habe ich wirklich schon immer geschrieben, seit es mir in der Schule beigebracht worden ist. Und auch gelesen. Ich glaube, das Romanschreiben ist einfach die logische Konsequenz aus meiner Leidenschaft für Sprache, Geschichten und meinem Werdegang. Ehrlich gesagt hab ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht, es ist einfach so passiert.

Gibt es einen zweiten Traumberuf, den Sie neben dem jetzt ausgeübten gern gelernt / ausgeübt hätten? Und was hat sie dazu bewogen, den aktuellen Weg einzuschlagen?
Den gibt es tatsächlich. Ich wollte Chirurgin werden und hatte damals auch einen Studienplatz. Dann habe ich mich aber für Kulturwissenschaften mit den Schwerpunkten Sprache und Musik entschieden. Heute würde ich vielleicht anders machen. Als Chirurgin kann man auch schreiben, als Autorin aber keine chirurgischen Eingriffe vornehmen. Außer auf dem Papier

Sie schreiben in diversen Genres, so findet man unter Ihrem Echtnamen „Kathrin Hanke“ Krimis und sie sind Mitglied bei HOMER, der Autorenvereinigung Historische Literatur e.V. Aber auch Liebesromane sind Ihnen nicht fremd. 2019 ist ihr Roman „L(i)eben ist … eine Mottoparty“ erschienen. Gibt es ein Genre, in dem Sie besonders gern unterwegs sind?
Ja, das sind Krimis beziehungsweise die ganze Klaviatur der Spannungsromane. Auch mein historischer Roman geht in diese Richtung und auch ein bisschen „L(i)ben ist eine Mottoparty“, wobei wohl eher unterschwellig, da der Roman in erster Linie dem Genre entspricht.

Wenn ja, warum?
Generell interessiert mich der Mensch, seine hellen und seine dunklen Seiten. Jeder hat diese beiden Seiten meines Erachtens. Viele offensichtlich, doch einige auch versteckt. Beim Schreiben von Spannungs- – aber auch Liebesromanen – beschäftige ich mich gern mit „beiden Seelen“, die in einer Brust schlagen.

Was reizt Sie an den unterschiedlichen Genres?
Jedes Genre hat für mich seine Reize – ich lese auch die meisten. Es ist ein bisschen so, wie ich durch die Welt gehe: Da nehme ich alles Mögliche auf, interessiere mich für alles und erschließe mir das Geschehen. Stück für Stück. Beim Lesen lerne ich die unterschiedlichen Welten kennen, beim Schreiben ist das noch stärker. Darum möchte ich mich selbst auch nicht festlegen und für alles offen sein.

Wie bereiten Sie sich auf ein neues Buchprojekt vor?
So eine richtige Vorbereitung gibt es bei mir nicht. Irgendwann stoße ich auf ein Thema, dass mich interessiert oder worauf ich einfach Lust habe. Das schlage ich dann meinen Verlagen vor, wir besprechen das, wägen es ab, hinterfragen, ob es ausreichend ist, um zwischen zwei Buchdeckel zu passen und dann planen wir den zeitlichen Ablauf. Dann beginne ich langsam mit der Recherche. Aber nur langsam, da ich ja in der Regel noch an einem anderen Manuskript sitze. Wenn dann der Zeitpunkt gekommen ist, klappe ich mein Laptop auf und beginne zu schreiben – täglich. Die tiefergehende Recherche mache ich während des Schreibprozesses.

Betreiben Sie auch Recherche in Fachliteratur und Internet?
Ja, ich nutze für meine Recherchen alle Möglichkeiten – Fachliteratur und Internet genauso, wie Museen, Archive oder das Begehen der Orte, in denen meine Protagonisten angesiedelt sind bzw. ich sie wohnen und wirken lasse.

Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Bücher?
Der Alltag hält so einiges bereit … Damit meine ich nicht nur meinen Alltag, sondern auch Gespräche, die ganz wichtig für mich sind und ebenso die Berichterstattung in den Medien.

Wie lange benötigen Sie für ein Buch?
Wie lange ich an einem Buch schreibe, ist unterschiedlich. Im Schnitt sechs bis neun Monate. Ein Historischer Roman bzw. ein True Crime dauert aufgrund der Recherche länger, als ein komplett fiktiver.

Schreiben Sie „aus dem Bauch heraus“, oder plotten Sie vorher?
Ich gehöre zu den „Plottern“, zumal ich es muss. Die Verlage benötigen zur Entscheidung für ein Buch ein Exposé, in dem auch die Handlung – Anfang, Mitte, Schluss bzw. Auflösung – sachlich beschrieben steht. Dies ist jedoch nur eine grobe Ausarbeitung der Idee. Von befreundeten Autoren weiß ich, dass einige Kapitel für Kapitel komplett durchplanen. Das mache ich nicht, um mich nicht zu sehr einzuschränken und meinen Figuren eine gewisse Selbstständigkeit zu lassen.

Ihr Buch „L(i)eben ist … eine Mottoparty“ ist im Maximum-Verlag erschienen. Was reizt sie, als Verlagsautorin zu schreiben?
Das kann ich nicht sagen, da ich keinen Vergleich habe – ich habe immer, auch zu meiner Zeit als Ghostwriterin, für Verlage gearbeitet. Vielleicht liegt es daran, dass man sich als Verlagsautorin auf einen professionellen Austausch mit seinem Gegenüber verlassen kann?

Wo sehen Sie für sich die Vorteile einer Verlagszusammenarbeit?
Ich möchte Geschichten erzählen, schreiben. Ich bin sehr froh darüber, dass mir gewisse andere organisatorische Dinge, die zu der Herausgabe eines Buchs notwendig sind, abgenommen werden.

Haben Sie Tipps für junge Autoren und Autorinnen, die auch gern als Verlagsautoren veröffentlichen möchten?
Als Verlagsautor sollte man kritikfähig sein – denn erst die intensive Auseinandersetzung macht aus einem Buch ein gutes Buch, meine ich.

Jetzt habe ich noch ein paar persönlichere Fragen, damit die Leser Sie als Person noch ein bisschen näher kennenlernen können:
Wie, wo und wann schreiben Sie am liebsten?
Da ich inzwischen Berufsautorin bin, fange ich morgens mit dem Schreiben an und höre abends auf. Dabei sitze ich in meinem Büro zuhause am Schreibtisch. Hört sich ziemlich unromantisch an, nicht wahr? Ist es aber nicht, da ich meine Umgebung beim Schreiben vergesse, allerdings mit einem Handgriff immer alles parat habe, wenn es notwendig ist.

Was ist Ihnen beim Schreiben als Arbeitsumgebung wichtig?
Da bin ich ziemlich anspruchslos. Na ja, ich mag nicht frieren und brauch es muckelig warm.

Welches Genre lesen Sie selber am liebsten? Haben Sie Autorenvorbilder oder Autoren, die Sie besonders gern lesen?
Vorbilder habe ich nicht, nein, Lieblingsschriftsteller schon. Simon Beckett finde ich großartig. Nicht nur seine erfolgreiche David Hunter-Reihe, vor allem seine anderen, abgeschlossenen Romane. Ich habe ihn einmal nach einer Lesung bei einem gemeinsamen Abendessen zusammen mit dem Veranstalter kennengelernt. Davon werde ich sicher noch meinen Enkeln erzählen! Mein absoluter Lieblingsautor ist jedoch John Irving. Ich liebe seinen Stil und er vereint in jedem einzelnen seiner Bücher gekonnt alles, worauf es für mich ankommt.: Spannung, Liebe, Hass, Verzweiflung, Herausforderung, Stärke, Alltäglichkeiten – eben alles Menschliche , das, was auch das Leben an sich ausmacht. Und damit ist auch schon die Frage nach meinen Lieblingsgenre beantwortet: Ich kann mich da nicht festlegen. Worte und Satzkompositionen sind es, die mich beim Lesen begeistern (oder auch nicht). Das kann gern ein Krimi sein, aber auch ein Epos wie „Vom Winde verweht“, eine Herzensgeschichte wie „Gut gegen Nordwind“ oder Erzählungen wie „Franny und Zooey“ von Salinger (um das alles jetzt nicht auf Irving zu beziehen). Im Grunde lese ich genretechnisch das, was meiner aktuellen Stimmung entspricht und die ist mal krimi(nell ;-)), mal liebe(voll), mal in der Vergangenheit schwelgend und manchmal auch einfach alltäglich.

Wenn Sie an einem neuen Projekt arbeiten: lesen Sie dann privat eher in einem anderen Genre?
Nein, das eine hat für mich nichts mit dem anderen zu tun.
Das waren jetzt eine Menge Fragen. Aber vielleicht habe ich ja eine oder mehrere für Sie wichtige Fragen gar nicht gestellt? Gibt es etwas, das Sie den Lesern gern noch mitgeben oder erzählen möchten?
Ich möchte gern die Möglichkeit nutzen und meinen Lesern danke sagen. Nicht nur, dass sie meine Bücher lesen, sondern vor allem, weil sie sich mit ihnen auseinandersetzen, wie mir die vielen Zuschriften zeigen. Ich liebe den Kontakt mit Lesern und gerade jetzt fallen ja Corona-geschuldet die ganzen Lesungen aus und damit auch persönliche Gespräche. Wenn dann aber wieder einmal eine Email unerwartet in mein Postfach flattert, ist die Freude derzeit umso größer. Also: DANKE! Und dieses „Danke“ gilt auch für Sie, liebe Frau Perc und ihre Blogger-Kolleginnen und -Kollegen. Für all das, was Sie durch Ihr Wirken für den Buchmarkt und uns Autoren tun.
Ich bedanke mich herzlich für dieses Interview und wünsche Ihnen alles Gute. Und in dieser sehr seltsamen Zeit vor allem auch: Bleiben Sie gesund!

Im Maximum-Verlag erschienen:
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Mehr Informationen zur Autorin und ihren Büchern gibt es hier:

Maximum-Verlag

Kathrin Hanke