Liebe Tanja,

herzlichen Dank zunächst, dass Du Dir die Zeit nimmst, mir ein paar Fragen zu beantworten. Da ich ja bereits seit ein paar Jahren Deine Bücher lektoriere, bin ich besonders gespannt auf Deine Antworten

Du hast ja ursprünglich Maler und Lackierer gelernt und auch in dem Beruf gearbeitet. Wann hast Du die erste Geschichte geschrieben und was hat den Ausschlag gegeben, irgendwann vom Schreiben leben zu wollen?
Meine ersten kleinen Geschichten (wovon ich vor ein paar Wochen beim Aufräumen eine entdeckt habe) habe ich schon in der Realschule geschrieben (hoffentlich kommen die nie an die Öffentlichkeit). Mein Debüt, „Poison – Liebe neben dem Fadenkreuz“ ist 2014 entstanden. Von davon leben wollen, kann keine Rede sein. Ich habe 2015 nicht damit gerechnet, dass ich davon leben kann. Das hat sich wirklich ergeben und ich bin sehr sehr froh, dass es aktuell so ist. Für mich als Alleinerziehende ist es ein fast perfekter Job, da ich mir eigentlich meine Zeiten super einteilen kann (ich erwähne mal nicht, dass es nie klappt und immer Chaos gibt). Eines muss ich noch erwähnen: es gibt einen Mann im Leben der Autorin Tanja Hagen, ohne den nicht nur kein Buch entstanden wäre. Ohne ihn hätte ich auch nicht veröffentlicht. Swen hat mich förmlich in die richtige Richtung getreten und ich bin froh, dass ich ihn und seine Frau zu meinen sehr guten Freunden zählen kann.

Gibt es einen zweiten Traumberuf, den Du gern ausgeübt hättest? Und was hat Dich dazu bewogen, den aktuellen Weg einzuschlagen?
Meinen Traumberuf habe ich wirklich gelernt. Maler und Lackierer würde ich jederzeit wieder machen. Allerdings geht es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr. Dankeschön Knie. Tja, warum bin ich da, wo ich bin. Vor und nach der Geburt meiner Kinder habe ich eine Weile gejobbt, im Baumarkt, bei einem Maler und bei EDEKA. Nach der Trennung von meinem (Ex)Mann war ich irgendwann an einem Punkt, an dem ich mir gesagt habe, entweder jetzt oder nie. Daraufhin habe ich den Minijob aufgegeben und es keine Minute bereut, auch wenn ich die Kollegen immer noch ab und an vermisse. Fazit: Sie war jung (hust) und brauchte das Geld.

Du schreibst ja in einem ganz bestimmten Genre. Magst Du den Lesern Deine Serie mal vorstellen?  Gibt es noch ein Genre, in dem Du gern unterwegs wärst?
Meine I.A.T.F-Serie dreht sich um eine fiktive Anti-Terror-Einheit. Das Team besteht aus Soldaten*innen verschiedener Einheiten und Nationalitäten. Sie bestreiten Einsätze in Ländern wie Afghanistan, Nigeria oder auch mal dem Jemen, in anderen Büchern bleiben sie in den Staaten oder schaffen es „nur“ bis nach Mexiko. Neben der Spannung stehen aber auch zwischenmenschliche Beziehungen im Fokus. Außerdem ist es mir immer wichtig, nicht nur den Superhelden/unverwundbaren Soldaten*innen zu zeigen, eben auch das Gegenteil. Nicht nur die körperlichen Belastungen, sondern auch die psychischen rücke ich gerne in den Fokus meiner Geschichten. Zu der I.A.T.F-Serie gehören neben einiger Spinoff noch die Reihe der First Source Security. Leitsatz der gesamten Bücher ist gerne: Der einzige leichte Tag war gestern.

Wenn ich eines Tages mal ganz mutig bin und ganz viel Zeit für tiefe Recherche und viele Bücher habe, wäre wohl StarWars etwas, wo ich gerne mal einen Roman schreiben würde. Ich weiß, StarWars ist kein Genre an sich. StarWars ist eine Lebenseinstellung ;). Nein, Spaß beiseite. Ich bin ein riesiger StarWars-Fan (auch wenn ich Disneys Starwars nicht unbedingt mag). Aber dieses Universum ist so komplex mit seiner gewaltigen Timeline und den über 250 Büchern … Da trau ich mich (noch) nicht ran.

Wenn ja, warum?
Ich glaube, ich habe es gerade schon angedeutet. Ich liebe dieses komplexe Universum. Wie in den Büchern jedes Zahnrad in das nächste greift und das über viele Bücher hinweg. Es ist immer wieder, wie nach Hause kommen. Was bei mir bestimmt daran liegt, dass ich viele Jahre StarWarsGalaxies gespielt habe und dabei u.a. Swen kennengelernt habe. Das ist sicher auch der Grund, warum ich eine Serie schreibe.

Wie bereitest Du Dich auf ein neues Buch vor?
Uff. *Lacht* Meistens gar nicht. Meine Protagonisten überfallen mich meistens mit irgendwelchen komischen Ideen. Da sie sich Momente aussuchen, in denen ich mich nicht wehren kann (Autofahrt, Dusche etc.) bleibt mir nur, zuzustimmen und dann schnellstmöglich ein paar Eckpunkte zu notieren. Eine Macke habe ich allerdings. Vor jedem neuen Buch wird der Schreibtisch aufgeräumt.

In Deinen Büchern dreht sich viel um das amerikanische Militär. Wie schaffst Du es, so gut zu recherchieren?
Ich denke, da hilft mir ein wenig meine Neugier, was diese Thematik anbelangt und manchmal ganz viel Ausdauer bei der Suche nach Antworten.

Betreibst Du auch Recherche in Fachliteratur und Internet?
An erster Stelle lese ich ganz vieles im Netz nach, wofür ich neben der MilitaryTimes die deutsche KISOM als Informationsquelle nutze. Dann natürlich YouTube und immer, wenn ich ein interessantes Buch sehe, landet es fast automatisch in meinem Regal und wird gelesen, da mache ich auch keine Unterschiede, ob amerikanisches Militär, Bundeswehr oder sonst was. Außerdem habe ich in den letzten Jahren viele tolle Menschen kennengelernt, die mich mit Infos aus erster Hand versorgen können.

Woher nimmst Du die Inspiration für Deine Bücher?
Zu einem großen Teil aus der Zeitung. Wenn ich irgendwo über Einsätze oder Anschläge lese, stelle ich mir schnell vor, wie die I.A.T.F das wohl lösen würde. Filme inspirieren mich aber auch. Wobei es da einzelne Szenen sind, aus denen dann ab und an ein ganzes Buch entspringt.

Wie lange benötigst Du für ein Buch?
Ich setzte mir immer ein Zeitlimit von drei Monaten Schreibzeit. Dann kommen nochmals vier bis acht Wochen Überarbeitung hinzu. Plus Lektorat und Korrektorat komme ich auf ca. ein dreiviertel Jahr pro Buch.

Schreibst Du „aus dem Bauch heraus“, oder plottest Du vorher?
Da ich oft eine bestimmte Szene im Kopf habe, plotte ich ganz grob. Aber mit diesen Plots gibt es ein ganz großes Problem. Mein Team hält sich ab ca. 20.000 Worten nicht mehr dran und macht, was es will. Meist lasse ich die Story dann einfach laufen.

Du hast ja mittlerweile eine ganze Menge Protagonisten, die in fast jedem Buch (wenn auch manchmal nur am Rande) auftauchen. Hast Du schonmal den Überblick verloren? Führst Du über jeden Charakter Buch?
„lacht“ Buch nicht, aber jeder der Hauptprotagonisten und die wichtigen „Nebendarsteller“ hat eine Karteikarte. Inzwischen sind es sicher über 150. Und den Überblick verloren? Oh ja, sehr oft. Manchmal wünsche ich mir eine Personalfachangestellte. Es gab schon Momente, wo meine Testleser mich darauf hingewiesen haben, dass Protagonisten zeitgleich an zwei Stellen waren.

 

Seit ein paar Bänden sind Deine Cover etwas ganz Besonderes, magst Du erzählen, was es damit auf sich hat?
Sehr gerne sogar. Ich habe seit einigen Teilen der Serie und für die First Source Reihe ein paar Jungs gefunden die für die Cover modeln. Somit sind die Cover einmalig und ich muss keine Angst haben, dass die Bilder auf anderen Covern auftauchen. Die Jungs von Delta Team haben mich 2019 sogar zur BuchBerlin begleitet, und meinen Lesern dort die Bücher signiert. Wer kann schon von sich behaupten, dass er ein Buch hat, das von den Models signiert wurde. ;)

Du bringst als Selfpublisherin Deine Bücher selbst auf den Markt. Wärst Du gern Verlagsautorin? Wo siehst Du die Vorteile im Selfpublishing?
Das ist eine schwierige Frage. Mir gefällt die Unabhängigkeit sehr gut. Ich kann alles alleine entscheiden. Von der Story, über das Cover, hinzu wer mein Lektorat und Korrektorat machen soll. Außerdem ist der Verdienst natürlich auch ausschlaggebend. Der Verlag hätte den Vorteil, dass ich mich um Obengenanntes nicht mehr kümmern müsste. Aber ich liebe meine Unabhängigkeit und aktuell sehe ich mich nicht in einem Verlag.

Hast Du Tipps für Newcomer, die gern ein Buch veröffentlichen wollen?
Erstmal natürlich ein Buch schreiben, dann spare nicht beim Cover, den das ist das Aushängeschild für dein Buch. Verzichte bitte nicht auf ein Lektorat und eines noch, erzwinge die Storys nicht.

Jetzt habe ich noch ein paar persönlichere Fragen, damit die Leser Dich als Person noch ein bisschen näher kennenlernen können:

Wie, wo und wann schreibst Du am liebsten?
Ich habe drei Schreibplätze. Einen Schreibtisch im Wohnzimmer, einen im Schlafzimmer und dann schreibe ich im Sommer supergerne auf der Terrasse. Das Wie ist aktuell wirklich mein Laptop, aber ich habe auch schon das ein oder andere Buch per Hand geschrieben und dann abgetippt. So konnte ich die Überarbeitung gleich beim Abschreiben machen. Wann… hm, immer wenn die Zeit es erlaubt. Eine Weile habe ich viel abends und in der Nacht geschrieben, aktuell nutze ich die Morgenstunden.

Was ist Dir beim Schreiben als Arbeitsumgebung wichtig?
Musik. Ich brauche unbedingt Musik beim Schreiben. Und dann muss ab und an ein Cappuccino oder ähnliches her. Abends darf es auch Wein sein.

Welches Genre liest Du selber am liebsten? Hast Du Autorenvorbilder oder Autoren, die Du besonders gern liest?
Ich liebe die Bücher von Kristina Günak. Ich lese am liebsten Liebesromane, so kitschig das nun auch klingen mag. Bei Büchern in meinem Genre sehe ich meine Protagonisten immer in den Storys rumhüpfen. Autorenvorbilder, hm nein, ich glaube nicht.

Wenn Du an einem neuen Projekt arbeitest: liest Du dann privat eher in einem anderen Genre?
Ja, ich meide mein Genre eigentlich durchgehend. Ich habe zu viel Angst davor, dass ich irgendwann mal unbewusst Szenen kopiere oder ähnliches. Ich will niemandem die Ideen klauen.

Und: Was sind Deine Freizeitaktivitäten, wenn Du nicht schreibst?
Ich hab Kinder, braucht man da noch Freizeitaktivitäten? Nein, Spaß. Ich liebe meinen Garten, auch wenn er aktuell nicht so aussieht. Aber ich buddel gerne in der Erde und schaue den Pflanzen beim wachsen zu.

Das waren jetzt eine Menge Fragen. Aber vielleicht habe ich ja eine oder mehrere für Dich wichtige Fragen gar nicht gestellt? Gibt es etwas, das Du den Lesern gern noch mitgeben oder erzählen möchtest?
Ich möchte euch alle einladen, mich auf meiner Homepage www.tanjahagen.de zu besuchen. Wer gerne eine kleine Zusatzstory lesen möchte, sollte sich dringend für den Newsletter (unter Kontakte zu finden) anmelden.

Wer auf Instagram und Facebook ist, ist eingeladen, mir zu folgen. Es gibt bald Vorher-Nachher-Sonntage, an denen ich die Bilder zu den Covern zeige, dann gibt es bald Dienstags ein ganzes Kapitel aus einem Buch meiner Wahl und GANZ wichtig, ein Coverrelease. UND im Juni geht es mit Band 18 der I.A.T.F weiter.

Ich wünsche euch allen einen schönen Frühling und bleibt gesund.

Ich bedanke mich herzlich für dieses Interview und wünsche Dir alles Gute. Und in dieser sehr seltsamen Zeit vor allem auch: Bleib gesund!

 

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Bericht über Tanjas Wohnzimmerlesung bei mir

 

 

 

 

 

 

 

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