Palais Heiligendamm – Stürmische Zeiten – Michaela Grünig (Lübbe)
Der erste Weltkrieg ist überstanden, das Palais wird vom Rehabilitationsheim wieder zum Hotel. Wir steigen im Jahr 1922 erneut in die Geschichte des Hotels ein, die Währungskrise ist in vollem Gange. Elisabeth kämpft erneut um das Überleben des Hotels.
Wie im ersten Band begleiten wir auch in Band zwei nicht nur Elisabeth, sondern auch Julius, Paul, Johanna, Luise, Minna und einige andere liebgewonnene Charaktere über die nächsten Jahre. Wir erleben, wie Elisabeth die Währungskrise meistert, aber auch, wie Paul immer mehr der NSDAP verfällt. Der Werdegang des Hotels, seiner Besitzer und seiner Mitarbeiter ist von Michaela Grünig in diesem fulminanten zweiten Teil des Epos nahtlos an den ersten Teil angeknüpft worden. Neben der fiktiven Geschichte hat die Autorin sehr viele tatsächliche historische Ereignisse eingeflochten. So erlebt der Leser nicht nur die Geschichten der einzelnen Personen, sondern auch den Aufstieg der NSDAP, ist beinahe körperlich bei flammenden Reden von Goebbels dabei und zittert mit den jüdischen Mitgliedern der Familie. Michaela Grünig hat wieder großartig recherchiert, der Leser wird mitgerissen vom Fortgang der Geschichte.
Die einzelnen Personen haben nichts an Charakter verloren. Die Autorin haucht ihnen Leben ein, lässt sie altern, lieben, leben, lachen und auch weinen. Auch wenn die Geschichte sehr vielschichtig ist, ist es niemals verwirrend. Die einzelnen Handlungsstränge greifen gut ineinander und bieten ein großartiges Leseerlebnis.
Dieses Buch ist nichts für „nebenbei“. Die Handlung ist, bedingt durch die geschichtlichen Ereignisse, nicht locker und leicht, sondern man merkt, wie schwierig es zu Zeiten der Weimarer Republik war, sich nicht zur NSDAP zu bekennen, andere Gedanken zu haben, gegen den Strom zu schwimmen. Dieses Buch regt zum Nachdenken an und sollte jedem klarmachen, dass sich diese Zeit niemals wiederholen sollte. Trotz der schwierigen Zeiten beschreibt die Autorin aber immer auch die Hoffnungsschimmer, getragen durch Liebe und Vertrauen. Und sie zeigt, dass Aufgeben niemals eine Lösung ist.
Ich empfehle vor der Lektüre dieses Teils auf jeden Fall das Lesen des ersten Bandes (Palais Heiligendamm – Ein neuer Anfang). Hier finden viele Geschichten ihren Anfang, man lernt die Figuren kennen und vor allem auch die Handlungsweisen aus Band zwei verstehen.
Von mir gibt es von Herzen gern 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung für alle, die historische Bücher mit Tiefgang lieben.
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