Vom Verschlafen bis später Ankunft

Dieses Jahr hatte ich mich spontan entschieden, die Leipziger Buchmesse aufzusuchen. War ich schließlich vorher die ganze Woche auf einer Dienstreise und wollte das Wochenende für coolere Dinge nutzen.
Vielleicht war die Verspätung meines Fliegers, der Umstieg in ein anderes Flugzeug und die darauf folgende lange Busfahrt Schuld daran, dass ich am nächsten Tag erst um zehn Uhr aus dem Bett hochschreckte – vollkommen entgeistert, dass die Sonne schon im Himmel stand.
Eigentlich hatte ich geplant, möglichst früh aufzubrechen, wollte ich den Stau doch auf jeden Fall vermeiden.
Na gut. Besser spät als nie, sagt man ja gerne. Schnell die Tasche gepackt, das Auto vollgetankt und abgedüst, fand ich mich dann doch recht pünktlich auf dem Weg.
Zwei Staumeldungen später – welche sich als Militärkolonnen in Richtung Berlin herausstellten – (warum um Himmels Willen entscheiden wir Menschen uns synchron, auf der Autobahn bei Unbegrenzt 30 zu fahren, nur weil auf der rechten Spur eine langsame Kolonne entlang tuckert?) – fand ich mich irgendwann gegen Mittag  dann doch vor den heiligen Hallen ein.
Komplett entnervt und gefühlt bereit für einen Mittagsschlaf. Aber dafür bleibt keine Zeit. Jetzt hiess es, einen Kampfplan aufzustellen.
Tag 1 sollte ganz unter dem Plan der ungeraden Hallen stehen. Die Artist Alley nahm allerdings schon bald all meine Aufmerksamkeit in Anspruch.
Zwar schien die halbe Halle 1 mit Dropshippern und Blind Bag Verkäufern vollgestellt, allerdings standen diese zum Glück getrennt von den Künstlerständen. Eine gut klimatisierte Halle machte es mir also möglich, eventuelle Einkäufe für den Folgetag auszuspähen. Halle 3 wurde für Freunde auskundschaftet, Manga Sammlerstände nach Schätzen abgesucht.
Halle 5 blieb für mich weitestgehend uninteressant, da diese mehr auf Verlagsservices und Ähnliches ausgelegt schien.
Am Ende des Tage fühlte ich mich wie immer von Eindrücken erschlagen.
Tag 2. Die graden Zahlen. Sachbücher, Sprachen, Wissenschaften. In diese Welt schmiss ich mich am zweiten Tag.
Allerdings fand ich mich beim Betreten der Halle 4 erst einmal erschlagen von einer Meinungswand. Nach einem schnellen Blick fiel schnell auf, hier stehen Religionsverlage dicht neben Politik und Disskussionsliebhabern. Besagte Wand gehörte ersteren.
Eigentlich eine recht nette Idee. Katholiken, welche durch Klebezettel und Stifte den Besuchern die Möglichkeit geben, Botschaften anonym an die Masse zu bringen.
Wer mich kennt, weiß, dass ein Großteil meiner Lektüre aus queeren Büchern besteht. Nun ja, die Wand zeigte Meinungen, denen ich nicht unbedingt zustimmen wollte.
Von „Es gibt nur ein Geschlecht“ über „Die Homos müssen weg“ bis hin zu grenzwertigen Sprüchen über Herkunft und nicht-christlichen Religionen fand man wohl alles an dieser Wand. Nur wenige Klebezettel enthielten positive Nachrichten.
Meiner Meinung nach hätte der Stand vielleicht eine bessere Moderation halten sollen. Präsentierten sie sich schließlich mit Veröffentlichungen über Nächstenliebe und Zusammenhalt.
Nun gut. Einige Stände weiter durfte ich ein wundervolles Gespräch über ebendiese Themen führen, deutlich positiver und weltoffener.
Wieder etwas weiter vertiefte ich mich in eine chronologische Aufzählung von queerer Filmhistorie. Ein fantastisches Werk, welches ich hoffe, bald einmal rezensieren zu können.
Ja, auf der LBM treffen wirklich Welten aufeinander.
Flinken Fußes kaufte ich noch schnell einige Regelwerke für „Das Schwarze Auge“ sowie Mangas und Pins für meine Freunde.
So war schon bald mein zweiter Messetag vorbei, schließlich musste ich frühzeitig zurückfahren, um am nächsten Tag wieder ordentlich meinen Dienst anzutreten.

 

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