Die Sterne über Venedig – Anja Saskia Beyer
Die Schwestern Nicola und Caterina reisen gemeinsam mit Nicolas junger Tochter nach Venedig, weil es ihrer Nonna nicht gutzugehen scheint. Doch die gemeinsame Zeit wird überschattet von einer Distanz zwischen den Schwestern, die sich zumindest Nicola nicht erklären kann. Doch dann erzählt Nonna ihre Geschichte. Eine Geschichte aus dem zweiten Weltkrieg über ihre Tätigkeit als Stafette im Widerstandskampf.
Wieder einmal ist es Anja Saskia Beyer gelungen, einen absolut fesselnden, in zwei Epochen spielenden, Roman zu schreiben. Wir begleiten Nicola und Caterina in der heutigen Zeit und leiden mit Nicola unter der Distanz, die Caterina aufgebaut hat und ihrer noch recht neuen Situation als alleinerziehende Mutter. Parallel erleben wir Nonnas Geschichte mitten im zweiten Weltkrieg in Venedig, die Verfolgung der Juden und den Kampf der Partisanen und mutigen Frauen, die den Widerstand unterstützt haben. Behutsam greift die Autorin diese wichtigen Themen auf. Durch den wirklich spannend geschriebenen Plot ist der Leser gefangen in der Geschichte, und wird gleichzeitig wachgerüttelt, dass ähnliche Situationen wie damals auch heute auf uns zukommen könnten, ohne dass der moralische Zeigefinger erhoben wird.
Die Protagonisten sind durchweg sehr sympathisch und authentisch. Obwohl ich noch nie in Venedig war, habe ich das Gefühl, genau zu wissen, wo welche Szene spielt, so liebevoll und detailgetreu ist die Beschreibung, ohne langweilig zu wirken. Vor allem mit Nonna als junger Frau liebt und leidet man bei ihren Wanderungen in die Berge mit.
Das Buch hat mich auf eine tolle Reise mitgenommen. Neben allen Querelen und Kriegsgeschichten fehlt eine grosse Portion Liebe nicht. Nach diesem Buch habe ich innegehalten und musste die Geschichte sacken lassen – das passiert mir bei Büchern nicht allzu oft. In meinen Augen ist dies der beste Roman der Autorin.
Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und von daher auch glänzende fünf venezianische Sterne!