Zeit der Pfirsichblüte – Anja Saskia Beyer

Anna führt ein zufriedenes Leben in Deutschland und ist glücklich mit Job und Beziehung. Denkt sie! Bis Carina, ihre Freundin und Kollegin, den Vorschlag macht, einen Mädelsurlaub in Barcelona zu machen. Alte Wunden brechen auf, denn Anna hat eine Weile in Barcelona gelebt und dort vor zwanzig Jahren nicht nur ihre Liebe sondern auch ihr Baby verloren. Durch Zufall erfährt sie, dass es bis in die 1990er Jahre in Spanien Fälle von Babydiebstahl gab – die Babys wurden den Müttern nach der Geburt weggenommen und den Müttern wurde erklärt, die Babys seien tot.


Anja Saskia Beyer hat dieses sensible Thema in einem wundervollen Roman aufgearbeitet. Ihre hervorragende Recherche zeigen, wie schrecklich diese Fälle waren und lassen den Leser mitfühlen, wie es den Müttern gegangen sein muss. Die Stimmung im Roman ist jedoch trotz dieser heiklen Geschichte überhaupt nicht düster und negativ, sondern sehr positiv und voller Hoffnung. Wie man es aus ihren Büchern gewohnt ist, bewegen wir uns zeitlich zum Teil in der Vergangenheit und erleben die damalige Geschichte und zum Teil im Hier und Jetzt und dürfen die Protagonisten bei ihren aktuellen Gedanken und Geschehnissen begleiten. Diese Protagonisten sind sehr vielfältig gestaltet. Anna, Carina und auch Pablo sind wunderbar sympathisch und es macht Spass, ihr Handeln zu beobachten. Aber es gibt auch negative Charaktere – Inez und Rafael zum Beispiel sind mir überhaupt nicht sympathisch geworden.
Insgesamt macht es Spass, diesen Roman zu lesen. Neben der tollen Hauptgeschichte entwickeln sich Liebesgeschichten und natürlich, wie man es aus den Büchern der Autorin kennt, lernt man reichlich über Land und Leute kennen. Ich habe jedenfalls den Wunsch, mir die Pfirsichblüte mal anzuschauen und ich habe beim Lesen des Buches auch immer wieder Lust auf leckere Tapas bekommen.


Ich lege dieses Buch allen ans Herz, die kein oberflächliches Geplänkel lesen möchten, sondern die gern auch einen Blick in die Tiefe wagen und sich für geschichtliche Hintergründe interessieren. Von mir gibt es natürlich eine Leseempfehlung und wohlverdiente fünf Sterne.