19.521 Schritte: Vom Glück der unerwarteten Begegnung – Guido Maria Kretschmer (Heyne Verlag)

Ich habe Guido Maria Kretschmer bisher nur immer mal durch Zufall im TV wahrgenommen, da ich seine Show „Shopping Queen“ nicht schaue. Doch was ich gesehen hatte, fand ich immer sympathisch. Als er dann in einer Sendung sein Buch präsentiert hat und erzählt hat, wie es zu diesem Buch gekommen ist, war ich neugierig und wollte das Buch lesen.
Tatsächlich bin ich nicht enttäuscht worden. So sympathisch, wie Herr Kretschmer im TV wirkt, so sympathisch wirkt er auch in diesem Buch. Mehr durch Zufall als tatsächlich beabsichtigt, verbringt er einen ganzen Tag zu Fuß in Berlin. 19.521 Schritte hat er am Ende des Tages getan – einem Tag, an dem er viele sehr schöne und auch wenige nicht so schöne Begegnungen hatte. Von diesen Begegnungen erzählt er liebevoll in diesem Buch.
Da ist das ältere Ehepaar, das eigentlich mit der Tochter verabredet ist. Doch die Tochter hat ihre Eltern erstmal versetzt. Just in diesem Augenblick begegnen sie Guido Maria Kretschmer, sprechen ihn an und laden ihn letztendlich zu einem spontanen Kaffee ein. Es ist herzerwärmend zu lesen, wie nett und dankbar der Designer diese Einladung annimmt, sich von der Frau abschminken lässt (er hatte noch „Maske“ von einer Fernsehaufnahme) und wie rührend diese sich um ihn sorgt und mit Sonnencreme versorgt.
So wie Guido Maria Kretschmer über diese Begegnung berichtet, beschreibt er noch unzählige weitere Begegnungen. Alle sehr detailliert und ohne sein jeweiliges Gegenüber in irgendeiner Form schlecht dastehen zu lassen. Bei jeder Begegnung hat man das Gefühl, unsichtbarer Zuschauer zu sein und seine enorme Empathie für sein Gegenüber und die Situation zu spüren. Egal, ob es sich um die Dame mit Durchfall handelt, den „Hund“ in Leder, die zufällige Begegnung mit alten Freunden oder die Dame vor der Komischen Oper.
Neben den Begegnungen erfährt man einiges über die unglaubliche liebevolle Beziehung zu seinem Mann Frank und zu seinen Eltern. Guido Maria Kretschmer gibt hier viel Einblick in sein Leben.
Last but not least nimmt der Designer den Leser mit durch „sein“ Berlin. Seine Erinnerungen, seine Gedanken, zu früheren Wohnungen etc. Wer Berlin kennt, wird den Weg nachverfolgen können, wer Berlin nicht kennt, wird sicherlich neugierig auf diese spannende, vielfältige Stadt.

Mein Fazit: ein unbedingt lesenswertes Buch. Selbst wenn man mit dem Designer ansonsten vielleicht nicht viel anfangen kann – das Buch ist es wert, gelesen zu werden. Denn ein bisschen was kann man sicherlich auch für sich selbst mitnehmen. Ich für mich werde in manchen Situationen und Begegnungen vielleicht an dieses Buch zurückdenken und überlegen, ob man auch anders reagieren könnte. Von mir gibt es sehr verdiente fünf Sterne und eine von Herzen kommende Leseempfehlung.