Als Werbung gekennzeichnet, da vom Verlag zur Verfuegung gestelltes Rezensionsexemplar

Das Kino am Jungfernstieg – Micaela Jary (Verlag Goldmann)

Lilli Paal, geborene Wartenberg, hatte schon frueh den Wunsch, einmal ins Filmgeschaeft einzusteigen. Immerhin wurde ihr die Filmbranche fast in die Wiege gelegt, da ihr Vater ein gutgehendes Kino am Jungfernstieg betrieb. Lilli hat diesen Wunsch auch in die Realitaet umgesetzt, sie arbeitet als Cutterin in Berlin und hat dort auch den zweiten Weltkrieg verbracht. Ihre Familie lebt weiterhin hin Hamburg – dort moechte Lilli schnellstmoeglich hin, da sie die Nachricht bekommen hat, ihre Mutter laege im Sterben. Sie erhofft sich die Hilfe eines britischen Filmoffiziers, vor allem, da sie weiss, wo sich lange verschollene Filmrollen befinden koennten, an denen dieser Offizier ein besonderes Interesse zu haben scheint.

Fuer den vorliegenden Roman wurde in meinen Augen hervorragend recherchiert. Nicht nur die speziellen Probleme der Berliner Buerger im ersten Nachkriegsjahr durch die Aufteilung der Stadt in die vier Zonen sind gut dargestellt, auch das Leben in Hamburg 1946/47 ist sehr realistisch beschrieben worden. Die Autorin beschreibt die Sorgen und Noete der Bevoelkerung, die Lebensmittelknappheit, die Stromsperren und alle anderen Widrigkeiten sehr nachvollziehbar. Aber auch die Hoffnung, die nach Kriegsende wieder aufkeimte, hat sie gut eingefangen. So darf in den Kinos bedingt wieder das Geschaeft aufgenommen werden, Tanzveranstaltungen finden zum Teil wieder statt und auch neue Filme werden endlich wieder produziert. Die Geschichte um Lilli Paal ist sehr spannend geschrieben, man kann deren Handlungen gut nachvollziehen und sich in ihre Geschichte hineinversetzen. Auch die uebrigen handelnden Personen machen einen sehr realistischen Eindruck. Als Leser fiebert man schnell mit, ob Lilli Sophie helfen kann, ob sie das Kino erhalten kann und auch, ob ihre Suche nach den Filmrollen Erfolg haben wird. Leider bleiben fuer mich ein paar Fragen offen und das Ende ist fuer mich nicht ganz befriedigend. Nichtsdestotrotz habe ich gern diesen Roman gelesen und mich in diese nicht selbst erlebte Zeit entfuehren lassen. Verbunden mit der Hoffnung, so etwas tatsaechlich selber nicht erleben zu muessen, denn das Buch ist in meinen Augen auch eine Mahnung.

Aufgrund der offenen Fragen gebe ich sehr gern vier Sterne und eine Leseempfehlung. Dem Verlag danke ich fuer das Rezensionsexemplar, meine Meinung wurde dadurch jedoch nicht beeinflusst.

Kino