Die Liebe heiligt die Mittel – Nina Cavalli

Durch Zufall treffen sich die Schulkolleginnen Claudia, Kathrin und Ariane gut zwanzig Jahre nach dem Abi wieder. Oberflächlich gesehen geht’s allen gut, aber wie sieht es aus, wenn man die Oberflächlichkeit hinter sich lässt?
Claudia ist glücklich verheiratet, hat zwei erwachsene Söhne und finanziell stehen ihr alle Möglichkeiten offen.
Kathrin ist Notfallärztin im Krankenhaus und übt ihren Traumberuf aus.
Ariane war schon immer bunt und schrill und lebt ihren Traum als Schauspielerin.
Sagen sie!

Nina Cavallis Roman spielt zum einen in der Jetzt-Zeit und zum anderen im letzten Schuljahr der drei Damen, in den Jahren 1994/95. In den Rückblicken erzählt sie die Geschichten der Mädels kurz vor und nach dem Abi. Claudia, die als Kind reicher Eltern alles bekommt und damals die Stufenzicke ist. Kathrin, die Außenseiterin mit erzkatholischen Eltern, Ariane, die schon früh auf eigenen Beinen stehen muss. All das scheinen die drei im Laufe der nächsten Jahre hinter sich gelassen zu haben. Doch ihr zufälliges Treffen bringt viel an die Oberfläche, was bei allen Dreien unentdeckt schlummerte. Gemeinsam beschließen sie spontan, nach Italien zu fahren, wo ein ehemaliger Schulkollege einen Bauernhof mit Übernachtungsmöglichkeit führt. Mit diesem Schulkollegen hatten alle schon während ihrer Schulzeit mehr oder weniger guten Kontakt.

Die Autorin läßt uns erleben, wie Claudia aus sich herauskommt, weil sie in ihrer Ehe unglücklich ist. Sie hofft immer noch, mit Marco anbandeln zu können, auf den sie schon während der Schulzeit ein Auge geworfen hat. Kathrin wäre gern in einer festen Beziehung und hätte gern ein Kind, aber dafür scheint es zu spät zu sein. Und Arianes Engagements sind nicht die, die sie sich erhofft hat. Mit einfühlsamen Worten und tiefgehenden Ereignissen erleben wir den Trip der Drei nach Italien mit. Dürfen sie begleiten, wie sie nach und nach versuchen, ihre Probleme zu bewältigen.

Dieser Roman ist unglaublich vielschichtig. Einzelne Handlungsstränge werden zu einem großen Ganzen verwoben, Charaktere, die augenscheinlich keine große Rolle spielen, treten plötzlich in den Vordergrund, ungeahnte Entwicklungen ergeben sich. Wer gern oberflächliche Liebesromane rein zum abschalten liest, hier sicherlich nicht gut bedient. Wer aber Romane mit viel Gefühl, Tiefgang  und guten Geschichten mag, dem möchte ich diesen Roman wirklich ans Herz legen. Einige Entwicklungen haben mich nachdenklich werden lassen, bei einigen Ereignissen musste ich schmunzeln – und dieser Roman wäre kein Liebesroman, wenn es nicht auch glückliche Beziehungen geben würde.

Von mir gibt es fünf wohlverdiente Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!